Kirgistan- Schlammparty und die kirgisische Brennnessel

nach der Grenze warten wir auf Gerd und beschließen dann gemeinsam noch etwas trinken zu gehen. Wir unterhalten uns noch ein wenig, dann trennen sich unsere Wege. Gerd will weiter fahren, da er bald in Bishkek sein möchte, um von dort sein Heimreise zu planen.
Wir beschließen erst einmal eine Nacht in Osh, der Stadt direkt hinter der Grenze, zu bleiben. Schnell finden wir einen Parkplatz bei einem Park. Es ist deutlich kühler als in den letzten Tagen und dann beginnt es, nach langem sogar noch zu regnen.
Für uns kommt diese Abkühlung ganz gelegen, die Brautpaare, die auf der Straße zum Park an uns vorbei marschieren, hätten sich aber bestimmt schöneres Wetter gewünscht.

kirgisische Hochzeit

kirgisische Hochzeit


Am nächsten Morgen fahren wir weiter. 40 km hinter Osh soll es einen schönen See geben, dort wollen wir hin. Wir fahren durch wunderschöne Landschaft und erreichen schließlich den See. Wir machen ein kleines Mittagsschläfchen, einige Kühe trotten immer wieder am Bus vorbei um zu trinken.
Gegen abend beschließen wir mal wieder ein Brot zu backen. Die vielen trockenen Kuhfladen annimieren Benni dazu, ein Feuer damit zu machen. Also gehen wir Fladen sammeln, Benni entfacht das Feuer und wir stellen unseren Backofen auf die Glut. Aber so richtig heiß wird der Ofen nicht.
Benni und sein Kuhfladenfeuer

Benni und sein Kuhfladenfeuer


Nach einiger Zeit beschließen wir wieder auf die altbewährte Methode mit dem Benzinkocher umzusteigen und werden schließlich mit einem wunderbaren Bauernbrot belohnt.
In der Nacht gewittert und regnet es wieder heftig. Das soll uns später noch zum Verhängnis werden. Wir fahren weiter, die Straßen werden immer schlechter, sind teilweise nur noch Steinpisten und Feldwege, dann geht es weiter über Geröll, ein wirklicher Weg ist nicht mehr zu erkennen. Vor uns kommt eine sehr schlammige Passage.
Also schnell, mit Schwung durch damit wir nicht stecken bleiben. Leider übersehen wir dadurch, das es dahinter noch viel schlammiger ist. Wir kommen noch 2 Meter weiter und dann stecken wir fest.
Wir steigen aus und stecken bis über die Knöchel im Schlamm. Ein Blick unter den Bus zeigt, dass der Unterfahrschutz auch schon auf dem schlammigen Boden aufsitzt. Also wird erst mal die Schaufel ausgepackt und versucht die Räder frei zu schaufeln. Der feuchte Schlamm rutscht aber immer wieder nach.
Freischaufeln

Freischaufeln


Dann stellen wir fest, dass wir nur wieder zurück fahren können. Weiter vorne wird es noch viel matschiger. Da kommen wir nicht durch. Mittlerweile hat sich dort auch schon ein Kirgise, der von der anderen Seite angefahren kommt, mit seinem alten Lada richtig schön fest gefahren.
Also schaufeln wir weiter, einige Versuche auf die Sandbleche zu fahren scheitern. Also bockt Benni den Bus auf, Verena schiebt die Sandbleche unter die Hinterräder. Dann präparieren wir den Weg dahinter noch, indem wir große Steine in den klebrigen Schlamm legen. Wir checken die Lage.
Hinter Elke sind es noch gut 10 Meter die richtig schlammig sind, da müssen wir durch, dann beginnt wieder das Geröll.
Steine unterlegen

Steine unterlegen


Benni legt den Rückwärtsgang ein, das Anfahren klappt dank der Sandbleche problemlos. Er fährt zurück, der Bus hat ganz schön zu kämpfen, aber es klappt. Nach gut einer Stunde sind wir zwar total verschlammt, aber wieder frei.
wir sind wieder frei. Schnell noch die Sandbleche weg räumen

wir sind wieder frei. Schnell noch die Sandbleche weg räumen


Dennoch müssen wir ja jetzt irgendwie weiter kommen. Wir beschließen ein Stück weiter unten durch ein ausgetrocknetes Flußbett zu fahren. Das funktioniert dann auch. Wir fahren ein kleines Stück zurück, um dann auch noch den Kirgisen aus seiner misslichen Situation zu befreien.
Mit einer Eisenstange biegt der erst mal seinen verbogenen Abschlepphaken zurecht und dann kommt dem Herrn Kunz sein Bergegurt zum Einsatz. Elke zieht den Lada problemlos aus dem Schlamm. Als Dank bekommen wir eine riesige Tüte Gurken geschenkt.
der Kirgise und sein Lada

der Kirgise und sein Lada


Das Ganze hat jetzt doch etwas mehr Zeit gekostet als geplant. Wir fahren weiter durch wunderschöne Täler und Schluchten. Die Landschaft in Kirgisien ist unglaublich schön. Es hat viele Flüsse und Seen in dem Land, weshalb alles sehr grün ist.
Saftig grüne Hügel, Täler und Berge soweit das Auge reicht.
Die Polizisten versuchen sich immer wieder ein bißchen Geld dazu zu verdienen. Auch bei uns machen sie nicht halt. Einmal fahren wir an einem Checkpoint aus Versehen auf der Seite der LKWs durch und über die Waage. Dafür sollen wir 10 Dollar Strafe zahlen. Sehen wir aber nicht ein und weigern uns. Schließlich dürfen wir weiter fahren.
Bei der nächsten Kontrolle gibt es Ärger, weil wir kein Licht anhaben. Der Beamte versucht es Benni zu erkären und sagt „Dollar, Dollar“. Benni stellt sich dumm und macht so, als wüsste er nicht, was der Polizist will. Irgendwann wird es dem zu doof und wir dürfen weiter. Der dritte ist ein ganz Schlauer und will mit seinen Laseraugen gesehen haben, dass wir zu schnell gefahren sind. Das stimmt natürlich nicht, wir verweigern die Zahlung und irgendwann lässt er uns weiter fahren.
In den Bergen bleiben wir in einem kleinen Ort stehen und übernachten am Straßenrand. Am nächsten Tag hat Verena Geburtstag, wir kaufen Brot und ein wenig Gemüse ein und fahren noch ein paar Kilometer bis zu einem schönen See.
Dort gibt es erst einmal ein reichhaltiges Geburtstagsfrühstück.
Geburtstagsfrühstück

Geburtstagsfrühstück


Da aber doch recht viel los ist am See (für kirgisische Verhältnisse, eigentlich sind es nur drei andere Autos) beschließen wir weiter zu fahren nach Bishkek. Dort soll es ein indisches Restaurant geben, dass laut Gerd´s Reiseführer
„eine Insel der Glückseeligkeit für Veganer“ sein soll. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Beim losfahren entdecken wir erst, das links und rechts des Weges alles voll ist mit Hanfpflanzen. Bei genauerem hinsehen stellen wir auf der weiterfahrt fest, dass das Zeug hier überall wild wächst, so wie in Deutschland die Brennnessel.
Hanfpflanzen soweit das Auge reicht- die kirgisische Brennnessel

Hanfpflanzen soweit das Auge reicht- die kirgisische Brennnessel


Der Weg führt uns über 3000 Meter hohe Berge. Hier leben die Leute noch als Nomaden in ihren einfachen Jurten. Ihre Haupteinnahme ist der Verkauf von Stutenmilch. Riesige Pferdeherden grasen auf den Wiesen. Damit die Pferde Milch geben, gibt es auch jede Menge Fohlen unter ihnen.
Jurten in den kirgisischen Bergen

Jurten in den kirgisischen Bergen


Leider werden diese oft an kurzen Leinen angebunden, damit sie nicht die wertvolle Milch ihrer Mütter trinken können.
Das Klima hier oben ist selbst im Sommer sehr rauh und auch der Schnee schmilzt in diesen Höhen nie komplett.
kirgisische Berge

kirgisische Berge


Leider finden wir im Navi die Straße vom Restaurant nicht und suchen dann, in Bishkek angekommen, im Internet danach. Blöderweise stellen wir fest, dass das Restaurant wohl in Almaty in Kasachstan und nicht in Bishkek ist.
Wir finden aber ein anderes indisches Restaurant und gehen dann dort essen.
Tags darauf wollen wir Bishkek verlassen. Die Stadt soll zwar die grünste der Welt sein, ist aber trotzdem nicht besonders schön. Im nahegelegen Nationalpark versuchen wir unser Glück, sehen aber gleich am Eingang ein Schild, auf dem das Campen untersagt ist. Auf unsere Nachfrage erfahren wir, das auch das Übernachten im Auto nicht erlaubt ist.
Schade, also fahren wir weiter. Wir erreichen wieder einen See, stellen uns kurz dort hin und sind sofort von tausenden Vespen und Fliegen umschwirrt. Hier bleiben wir nicht. Wir machen uns was zum Abendessen und beschließen weiter zur kasachischen Grenze zu fahren.
Als wir diese dann erreichen, wird uns mitgeteilt, dass wir nicht davor stehen bleiben und übernachten können. Entweder zurück nach Bishkek oder nach Kasachstan. Es ist zwar schon halb neun abends, aber wir entscheiden dann doch noch rüber zu fahren.
Die Ausreise aus Kirgistan stellt sich dann doch noch komplizierter dar, als die Einreise. Ein Beamter will den Deklarationszettel sehen. So etwas haben wir nicht, hätten wir aber bei der Einreise bekommen sollen. Benni muss zu einem anderen Zöllner in ein Büro. Viermal fragt er ihn „Was machen wir jetzt, Benjamin“. Der sagt immer wieder das er auch nicht weiß, was sie machen sollen.
Dann rückt der Beamte endlich raus. Wir sollen seinem Kollegen doch ein kleines Präsent machen aus Deutschland, damit er das mit dem Deklarationszettel vergisst. Ein Schlüsselanhänger oder so was.
Na das bekommen wir hin. Schließlich haben wir ja in der Türkei bei der VW Werkstatt zwei tolle Schlüsselanhänger geschenkt bekommen. Und ob Malatya jetzt in Deutschland oder der Türkei ist, ist ja auch egal. Benni kommt mit dem Zöllner an den Bus, während Verena, das „Päsent“ aus dem Schrank holt, wartet dieser schon ganz aufgeregt. Feierlich überreichen wir ihm einen Schlüsselanhänger und zwei Kugelschreiber.
Er öffnet die Schachtel und fragt ein bißchen enttäuscht, ob wir den keinen von BMW haben, schließlich sei er BMW Fahrer. Stolz presentiert er uns seinen schlüsselanhängerlosen Schlüssel. Nein, damit können wir leider nicht dienen, aber Volkswagen ist doch auch ein tolles Auto. Schließlich gibt er sich zufrieden und wir dürfen, ganz ohne Deklarationszettel passieren.

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