Der Grenzübergang nach Malaysia verläuft völlig problemlos und schnell. Keiner entdeckt Mahi im Bus und nachdem wir auf die Frage nach dem Carnet antworten, wir hätten keines, winken sie uns einfach durch. Spätabends reisen wir in das 20. Land unserer Reise ein. Und schon wieder ist es ganz anders, als die bisherigen Länder die wir bereist haben. Bereits an der Grenze müssen wir für den ersten Straßenabschnitt Maut bezahlen. Nachdem wir die ersten Meter im Land gefahren sind, wissen wir auch warum. Perfekte Straßen mit Fahrbahnmarkierungen, Seitenstreifen, Leitplanken und Mittelstreifen finden wir hier. So was haben wir ja schon lange nicht mehr gesehen. Wir fahren noch ein Stück weiter und nächtigen auf einem Autobahnparkplatz bevor wir am nächsten Morgen weiter fahren nach Penang.
Die Insel Penang ist durch eine 8 km lange Brücke vom Festland getrennt. Nachdem wir diese überquert haben, landen wir in Georgetown und parken die fette Elke an der Promenade. Die Nacht wird sehr laut, da sich hier die Einheimischen treffen.
Wir beantragen auf der thailändischen Botschaft ein neues 60 Tages Visum für Thailand und erkunden dann die Stadt. Außerdem wird ein Früjahrsputz in Elke gemacht. Da wir vor der Einreise nach Malaysia das Carnet de Passage einfach nicht finden konnten, wird jetzt einmal alles auseinander genommen. Alle Schränke ausgeräumt und neu sortiert und alles unnötige entsorgt. Die Arbeit lohnt sich, nicht nur weil wir das Carnet zum Glück wieder finden. Ein Besuch in „Little India“ gibt uns ein bißchen das Gefühl in Indien zu sein. Hier gehen wir erstmal ein wenig shoppen und verköstigen uns dann in einem der vielen Straßenrestaurants.
In Malaysia leben viele verschiedene Kulturen zusammen. Viele Einwohner stammen aus Indien und China. Der Großteil der Bevölkerung sind Moslems, aber es gibt auch einige Hindus, Buddhisten, Christen, usw. Das Multikulti- Land gefällt uns ausgesprochen gut. Wir fahren durch eine Straße und während wir im Hintergrund den Muezzin zum Gebet rufen hören, brennen auf der rechten Seite gigantische, 2m hohe Räucherstäbchen vor einem buddhistischen Tempel. Gleichzeitig steht auf der linken Straßenseite ein kleiner, hinduistischer Altar vor einem Wohnhaus.
Nach zwei Tagen verlassen wir die Insel wieder und fahren weiter Richtung Süden. Wir machen einen Stop bei einer Schildkröten Aufzuchtstation. Hier werden Meeresschildkröten gezüchtet die dann, wenn sie groß genug sind, ins Meer entlassen werden.
Ein Franzose mit seiner Malayischen Frau spricht uns an und erzählt uns dass ganz in der Nähe ein LKW steht, der einem Schweizer Ehepaar gehört. Wir entscheiden uns dort hin zu fahren und fahren vorbei an unzähligen, riesengroßen Geflügelzuchtanlagen. Es stinkt fürchterlich und die endlosen Zäune mit den dahinter liegenden Gebäuden wollen kein Ende nehmen.
Dann erreichen wir den Strand an dem die Schweizer Lorenz und Giesela parken. Leider sind die Beiden aber nicht zu Hause und wir treffen nur ihren „Untermieter“ Phillipp an.
Also fahren wir am nächsten Tag weiter bis nach Melakka. Die Straßen sind gesäumt von nicht endend wollenden Palmenplantagen die zur Palmölgewinnung dienen. Man bekommt fast den Eindruck, ganz Malaysia besteht aus Plantagen. Ob das für das Ökosystem gut ist? Wir bezweifeln es.
Im Zentrum von Melakka finden wir einen guten, bewachten Parkplatz und erkunden die Stadt. Die Oldtown ist Unesco Weltkulturerbe. Sie stammt aus der holländischen Kolonialzeit und beherbergt unter anderem eine christliche Kirche.
Leider ist das ganze aber doch sehr stark auf den Tourismus ausgelegt, es gibt unzählige Souvenierstände, extrem kitschige Fahrradrikschas mit lauter Musikbeschallung, alles ist extrem perfekt restauriert und so geht der Charme der alten Stadt doch etwas verloren. Dennoch gibt es in der Stadt viel zu sehen, denn die Kolonien der Portugiesen, Holländer und Briten, die hier zu unterschiedlichen Epochen herrschten, haben einiges hinterlassen.
Außerdem hat die Stadtverwaltung noch eine super Idee zur Verbesserung der Luftqualität in ihrer Stadt durchgesetzt, die hier auch nicht vorenthalten werden soll. Hier der Auszug aus Wikipedia: „In einem 4,2 Quadratkilometer großen Teil der Stadt Malakka gilt seit 15. Juni 2011 ein generelles Rauchverbot. Die Verwaltung versucht so die Luftqualität zu verbessern und bestraft Verstöße mit Strafen in Höhe von 300 Ringgit (75 Euro) bis 5000 Ringgit (1250 Euro).“
Na dann kann ja nichts mehr schief gehen…
Trotz der guten Luft verlassen wir Melakka dann aber und fahren weiter. Wir wollen zum südlichsten Punkt Asiens fahren, den man über den Landweg erreichen kann. Also sozusagen zum Südkapp Asiens. Leider verbraucht Elke seit ein paar hundert Kilometern immer mehr Öl und so fahren wir die nächste Tankstelle an um Öl zu kaufen. Wir füllen gleich nach und stellen fest, dass es mittlerweile 800 ml auf 100 km sind. Leider ist es wohl doch nicht ohne Folgen geblieben, als in China der Zahnriemen übergesprungen ist und der Motor blockiert hat. Zunächst war der Ölverbrauch zwar höher als davor, aber nicht besorgniserregend. Nun sind wir seit dem Vorfall über 10.000 km gefahren. Vermutlich ist ein oder mehrere Ventile krumm, Kolbenringe defekt, die Kolben beschädigt oder eine Kombination aus mehrerem. Wir wissen es nicht und fahren erst mal weiter auf die Autobahn. Plötzlich fängt der Bus an zu ruckeln und geht aus. Wir rollen auf den Standstreifen und stellen fest, dass wir Diesel verlieren. Beim Umschalten auf den hinteren Tank ist dieser plötzlich komplett leer, obwohl er zuvor noch ¼ voll war. Also ist wahrscheinlich ein Ventil vom Dieselrücklauf hängen geblieben, hat den ganzen Diesel in den vorderen Tank gepumpt, dieser war dann überfüllt und hat den Diesel rausgedrückt.
Nach mehrmaligem hin und herschalten ist dann wieder alles OK und der Motor startet wieder. Also fahren wir weiter, allerdings beschließen wir, zurück nach Melakka zu fahren, da wir nicht sicher sind ob das Problem wirklich behoben ist. Plötzlich wird die Dieselmenge laut Anzeige in beiden Tanks immer mehr und die Uhr im Kombiinstrument läuft nicht mehr. Also ist dieses jetzt auch Schrott. Als wäre das nicht schon genug, fängt es plötzlich stark an zu regnen, Verena betätigt den Scheibenwischer und auf einmal gibt einer den Geist auf. Also repariert Benni diesen im strömenden Regen. Wir fahren weiter, einige Kilometer weiter das selbe Problem. Also wieder raus, reparieren. Ab sofort wird der Wischer also nur noch sporadisch betätigt. Total genervt kommen wir wieder auf unserem Parkplatz in Melakka an. Immerhin, dass Problem mit dem Diesel und dem Tank scheint behoben zu sein. Aber was machen wir mit dem Motor. Wir wollen ja noch ein wenig herum reisen und selbst der kürzeste Weg nach Bangkok, von wo aus wir ja verschiffen wollen sind 1.600 km. Also überlegen wir nun, was wir tun sollen. Motor reparieren? Gibt es hier Ersatzteile? Was wäre die Alternative? Wir schauen im Internet und finden heraus, dass es hier einen VW Club gibt. Wir rufen einen der Jungs an, in der Hoffnung das sie vielleicht Infos zur Ersatzteilebeschaffung in Malaysia haben. Eine halbe Stunde später, stehen gleich drei von ihnen vor unserem Bus und beratschlagen sich. Leider gibt es so gut wie keine Dieselmotoren in Malaysia und solche alten schon gar nicht (der erste VW mit Dieselmotor wurde 2013 in Malaysia auf den Markt gebracht). Es sieht also schlecht aus für uns. Wenn wir das Auto hier reparieren wollen, müssen wir die Teile aus Deutschland bestellen. Das heißt, wir müssen erst mal nach Kuala Lumpur fahren, weil dort die Teile am Flughafen abgeholt werden müssten.
Aber erst einmal werden wir eingeladen, am Abend mit den Jungs vom VW Club was trinken zu gehen. Einer von ihnen will uns mit seinem T2 abholen. Wir erklären ihnen, dass wir den Hund nicht so lange allein im Auto lassen können. Hunde sind bei den Moslems so was wie Schweine. Sie sind unrein und dürfen nicht berührt werden. Daher ist es auch nicht möglich einen Hund in ein Restaurant mit zu nehmen. Sie sagen uns, dass sie da schon eine Lösung finden werden.
Gegen Abend fängt es an, in strömen zu regnen. Die Jungs kommen dann um uns abzuholen und teilen mit, dass wir Mahi beim Pförtner vom Parkplatz lassen können. Er ist Inder und kann auf ihn aufpassen. Wir haben eine bessere Idee. Wir folgen ihnen mit unserem Auto und lassen Mahi dann im Auto vor dem Restaurant. Gesagt, getan. Es regnet nun schon seit Stunden wie aus Eimern und die ganze Stadt ist überflutet. Wir beten, dass die Scheibenwischer durchhalten und kommen schließlich heil am Restaurant an. Zum spontan einberufenen VW Treffen, sind wir dann trotz dem Mistwetter 7 Personen. Alle wollen uns mit unserem Problem weiter helfen und vermitteln uns den Kontakt zu einer Käfer/Bus Werkstatt in Kuala Lumpur. Wir verbringen einen netten Abend mit Tee und Kaffee und machen uns am nächsten Morgen auf nach KL.
Heute hat das chinesische Neujahr angefangen. Die Feierlichkeiten dauern 15 Tage an, die Geschäfte sind aber zum Glück nur an den ersten 3 Tagen geschlossen.
In KL angekommen, fahren wir gleich zu der Werkstatt. Der Chef ist zwar nicht anwesend, sagt uns aber am Telefon, dass wir alle Arbeiten in seiner Werkstatt verrichten, dort auch im Bus wohnen können und dass uns seine Angestellten gerne helfen werden. Dort angekommen erfahren wir, dass es nicht möglich ist die Kompression zu prüfen, da es mangels Dieselmotoren auch keine Dieselkompressionsprüfgeräte gibt. Der Bus ist zu hoch um in die Werkstatt rein zu fahren, wir müssten also alle Arbeiten auf dem Hof verrichten, ohne Schatten, bei durchschnittlich 35°, direkt neben einer lauten Straße parken, also auch wohnen, mit einer stinkenden Receyclinganlage nebenan und das Ganze für etwa 3 Wochen. Wir haben drei Möglichkeiten. 1. alle Teile auf Verdacht bestellen, Motor ausbauen, tauschen was getauscht werden muss. 2. Motor ausbauen, schauen was kapputt ist. Defekte Teile bestellen, warten, Teile und Motor wieder einbauen. 3. Alles lassen wie es ist, auf dem kürzesten Weg nach Bangkok fahren und hoffen, dass der Motor durchhält. Wir entscheiden uns für Variante 3. Mindestens drei Wochen neben dieser Werkstatt zu stehen und dann unter echt miesen Bedingungen die Arbeiten zu verrichten, darauf haben wir keine große Lust. Nach Bangkok sind es noch, mit kleinen Umwegen zu diversen Stränden 1800 km. Wir wollen alle 80 km anhalten und Öl auffüllen, dann klappt das hoffentlich.
Also fahren wir weiter. Zuerst statten wir aber noch den Batu Caves einen Besuch ab. In den Kalksteinhöhlen befinden sich mehrere Hindu-Tempel. Da Feiertag ist, sind ausser uns noch jede Menge anderer Besucher da.
Über Ipoh fahren wir weiter und verbringen nochmal ein paar schöne Tage auf Penang, an einem netten Platz, direkt am Meer.
Hier haben wir jetzt auch mal wieder Zeit um ein paar Reparaturen im Innenraum durchzuführen. Die Rückbank wird ausgebaut und die Scharniere wieder zurecht gebogen. Ausserdem wird wieder einmal die Wasseranlage perfektioniert. Nachdem wir, dank der großen Hitze in Malaysia rund um die Uhr unsere zwei Ventilatoren laufen hatten, sind wir froh, dass es hier am Meer Nachts angenehm kühl wird. Dies vereleitet Benni dazu, mal wieder Socken und Schal zu tragen. Bei immerhin trotzdem 25° vielleicht eine etwas übertriebene Maßnahme.
Mahi ist jetzt auch stolzer Besitzer eines Eigenheims. Für den Rückflug braucht er eine Transportbox, an die er sich langsam gewöhnen soll. Der Bus ist allerdings ganz schön voll mit dem riesigen Teil.
Dann geht es wieder weiter nach Thailand. Eine Übernachtung vor der Grenze und schon sind wir zum dritten Mal auf dieser Reise wieder in das Land des Lächelns eingereist…