nachdem wir uns von Anna und Andi verabschiedet haben, machen wir uns auf zur turkmenischen Grenze. Nach 80 km haben wir den ersten Grenzposten erreicht. Die Ausreise aus dem Iran ist relativ schnell erledigt und wir kommen an den ersten turkmenischen Grenzposten.
Der Beamte öffnet ein riesengroßes Buch und schreibt die Daten unseres Autos herein. So geht es weiter, von Posten zu Posten. Von Computern hat hier wohl noch keiner was gehört. Es gibt unzählige Büros die wir abklappern müssen. Viele sind einfach nur dazu da um sich einen Stempel abzuholen.
Wir haben schon sehr oft gehört, dass die Turkmenen sehr genau die Autos kontrollieren und alles auseinander nehmen. Wir haben Glück. Nachdem Benni mehrfach versichert hat, dass wir weder Waffen, Betäubungsmittel oder starke Medikamente dabei haben, lassen sie uns nach einem kurzen Blick ins Auto passieren.
Nach vier Stunden sind wir endlich draussen. Leider dürfen wir mit unserem Transitvisa nur den kürzesten Weg nehmen und nicht, wie geplant erst zum Gaskrater nach Derweze und dann über Turkmenabat ausreisen.
Also werden wir über Nukus ausreisen.
Wir verlassen die Grenzstation, die Landschaft hier ist wunderschön. Nach etwa zwei Kilometern halten wir am Straßenrand an. Wir haben Hunger und beschließen eine Kleinigkeit zu essen, während wir die Landschaft genießen. Es dauert nicht lange, da kommt ein Grenzbeamter angefahren und brüllt uns an, wir sollen sofort weiter fahren nach Ashgabat.
Na gut, wenn wir so freundlich darum gebeten werden, fahren wir halt weiter. Nach ein paar Kilometern sehen wir sie, die prunkvollste Stadt die wir je gesehen haben. Die Straßen sind gesäumt von kunstvollen Straßenlaternen, alle Häuser sind weiß, viele mit Gold verziert, in den Parks reiht sich ein Springbrunnen an den anderen. alles ist grün und die Bepflanzung akkurat zurecht geschnitten.
Es gibt eine Straße die von unten beleuchtet ist, Straßenmaschinen ziehen die Straßen naß auf. Kein Müll ist zu sehen, dafür sorgen die unzähligen Strassenkehrerinnen die überall herum tingeln. Alle 100 m stehen Polizisten am Straßenrand, die mit ihrer Trillerpfeife für Ordung sorgen. Überall sieht man goldene Statuen des leicht größenwahnsinnigen Präsidenten.
Nun ist uns auch klar, warum es eine Strafe auf dreckige Autos geben soll. Sie würden hier einfach nicht ins Stadtbild passen. Aber Elke, die mit ihren 30 Jahren eines der wenigen alten Autos in der Stadt ist, glänzt ja zum Glück wie ein Neuwagen.
Es ist einfach unglaublich, wieviel Wasser in dieser Stadt, die mitten in der Wüste liegt, durch die unzählbar vielen Springbrunnen und die Bepflanzung verschwendet wird.
Wir parken auf einem Parkplatz vor einem der vielen Parks, gehen einkaufen und kochen zu abend. Nach einem Monat Abszinenz gibt es heute auch mal wieder ein Bier zur Feier des Tages.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Derweze, wir wollen das „Door to hell“ einen brennenden Gaskrater mitten in der Wüste besichtigen. Kaum sind wir aus Ashgabat draussen, werden die Strassen merklich schlechter, die Bepflanzung wird spärlicher und die Behausungen ärmlicher. Es dauert nicht lange und wir befinden uns mitten in der Wüste. Ein Schlagloch reiht sich an das Nächste.
Nach 200 km erreichen wir die Piste zum Gaskrater. Der Boden ist sandig und wir fahren weiter, es geht über eine Sanddüne, dann über die nächste, der Bus hat ganz schön zu kämpfen und plötzlich geht nichts mehr. Wir haben uns fest gefahren. Wir steigen aus. Der Sand ist extrem fein und so heiß, dass man sich die Füße verbrennt. Es ist halb drei am Mittag und die Sonne brennt erbamungslos auf die schattenlose Wüste.
Wir packen Sandbleche und Wagenheber aus, schieben die Bleche unter den aufgebockten Bus. Benni steigt ein, fährt 2 Meter zurück und die Räder drehen wieder durch. Also Sandbleche unter die Hinterreifen, ein paar Meter geht es zurück und wir stecken wieder fest. Das Spiel machen wir nochmal und nochmal. Dann sind wir weit genug zurück gefahren um Wenden zu können. Benni fährt mit Schwung los, driftet über den Sand, düst die Düne hoch. Wir haben es geschafft.
Nach über einer Stunde stehen wir schweißgebadet wieder am Straßenrand, pumpen die Reifen wieder auf Normaldruck auf und überlegen, was wir tun sollen.
Zum Gaskrater sind es noch 7 km. Wir überlegen, bis zum Abend zu warten und zu Fuß hin zu wandern. Allerdings müssten wir Elke dann mitten im Nirgendwo für mehrere Sunden zurück lassen. Außerdem hat es an die 50 Grad in der Sonne und wir müssten in der baumlosen Gegend bis zum Abend warten. Also entscheiden wir, weiter richtung usbekische Grenze zu fahren. Sind ja nur noch 260 km, denken wir uns.
Leider werden die Straßen noch schlechter. Die Schlaglöcher sind so tief, dass ganze Autos darin verschwinden könnten. Man kann ihnen auch nicht wirklich ausweichen, denn rechts und links sind weitere. Man kann sich maximal das Schönste aussuchen. Unsere arme Elke muss ganz schön leiden. Wir fahren noch 240 km, für die wir über 7 Stunden brauchen. Am Schluß kommen wir nur noch mit 20 km/h voran. Dann kömmt plötzlich eine Baustelle, unsere Straße ist komplett gesperrt und es gibt kein Umleitungsschild.
Wir suchen noch ein wenig nach dem richtigen Weg, geben dann auf und suchen nach einem Schlafplatz für die Nacht.
Früh morgens geht es weiter. Wir treffen auf zwei Engländer, die wir tags zuvor schon unterwegs getroffen haben. Auch sie irren umher und suchen den richtigen Weg. Verena spricht zwei Jungs, die mit ihrem Eselskarren unterwegs sind an. Sie verstehen zwar kein Englisch, zeigen uns aber, in welche Richtung wir nach Konya Urgensch fahren müssen. Nach zwei Kilometern verzweigt sich die Straße wieder, wir rätseln wie es weiter geht, beschließen nach rechts zu fahren. Dann kommt ein Auto angefahren.
Benni hält den Fahrer an, fragt nach der Richtung und es geht nach links. Wir und die Engländer folgen dem Mann, der wie ein Verrückter über die Schlaglochpiste fährt. Kurz vor Konya Urgensch, gehen wir nochmal tanken. In Usbekistan ist es teilweise schwierig Diesel zu bekommen.
Mit vollen Tanks fahren wir an die Grenze und hoffen, dass es diesmal nicht so langwierig wird.
Wir sind schokiert, über die Gegensätze im Land. Ashgabat, die Stadt des Präsidenten ist so Prunkvoll. Die schönsten Häuser, die besten Straßen, alles ist grün. Der Rest des Landes hingegen ist trocken, ärmlich und voller kaputten Straßen, die Menschen wohnen oft in einfachen Jurten und haben kaum Geld. Sehr ungerecht, wie es in diesem Land zu geht.