nette Bekanntschaften und Riesenspinnen…

wir bleiben insgesamt vier Tage in Yazd. Nachdem wir den „Bürokram“ mit den ganzen Unterlagen für die Chinesen endlich hinter uns gebracht haben, erfahren wir das Anna und Andi auch gerade auf dem Weg nach Yazd sind. Dann gibt es doch noch eine 3. Auflage unseres Chipsy-Camps 😉 Wir freuen uns, die beiden wieder zu sehen.
Unser Parkplatz vor dem Silkroad Hotel ist super, wir treffen viele reisende. Thomas aus Bonn, er ist Rentner und ist seit einem Jahr mit dem Fahrrad unterwegs. Vier Chinesen, die mit ihrem Wohnmobil von China nach Europa fahren wollen. Ein schweizer Pärchen das mit dem Fahrrad entlang der Seidenstraße fahren will.
Leander aus Siegburg, der mit seinem Motorrad Vorderasien bereist. Der Abend wird sehr lustig. Zuerst essen wir mit Thomas zu Abend. Verena kocht indisches Dhal und Thomas steuert leckere Fladenbrote bei. Dann kommen Anna und Andi vom Abendessen im Hotel zurück, zwei Jungs der chinesischen Wohnmobiltruppe und Leander gesellen sich dazu.

Verena, Anna und Andi

Verena, Anna und Andi

Es wird viel gelacht und wir haben eine Menge Spaß zusammen. Am nächsten Morgen herrscht Aufbruchstimmung, Anna und Andi wollen weiter nach Kerman, die Chinesen richtung Teheran, Leander nach Isfahan und Wir machen uns langsam auf richtung turkmenische Grenze.

drei Chinesen und ihr WoMo

drei Chinesen und ihr WoMo

Wir fahren durch die Wüste und es wird immer heißer. In Yazd hatte es schon über 35° im Schatten, aber in der Wüste, gibt es ja nicht mal mehr den.
Immer wieder entdecken wir Kamelherden in der kargen Landschaft.

Kamele in freier Wildbahn

Kamele in freier Wildbahn

In Garmeh, einem kleinen Dorf an einer Oase schlagen wir unser Nachtlager auf.
Dort gibt es eine Quelle, die das üppige Grün im Dorf über kleine Kanäle mit Wasser versorgt. Wir stecken die Füße ins kühle Naß und sofort kommen hunderte kleine Fische die daran knabbern.

Knabberfische

Knabberfische

Schnell bekommen wir wieder Besuch von einem Dorfbewohner. Er kann kein Englisch, quatscht uns aber trotzdem eine halbe Ewigkeit auf Farsi zu. Das wiederum verstehen wir nicht. Aber wir nicken immer freundlich.
Nach ein bißchen Hausarbeit und nachdem wir unsere Wassertanks mit frischem Quellwasser aufgefüllt haben (leider ist das Wasser recht salzhaltig, was wohl daran liegt, dass wir uns in einer Salzwüste befinden), fahren wir am nächsten Vormittag weiter durch die Hitze.

beim Wassertanken

beim Wassertanken

Die Tatsache dass man als Frau im Iran Kopftuch und einen langärmigen Mantel tragen muss, ist dabei leider zusätzlich nachteilig.
Die Landschaft ändert sich von Steppe zu Sandwüste, zu Steinwüste. Dort fahren wir auf eine holprige Piste ab, um abseits der Zivilisation einen ruhigen Übernachtungsplatz zu finden. Es stürmt sehr stark und wir verbringen den Abend im Bus.

essen kochen im Bus

essen kochen im Bus

Am nächsten Morgen erfahren wir, dass es in Teheran wohl einen heftigen Sandsturm mit toten und verletzten gegeben hat.
Wir fahren weiter richtung Norden. Es wird immer grüner und rechts und links der Straße reiht sich ein Reisfeld an das Andere. Unser Ziel ist der Golestan Nationalpark, den wir nach langer Fahrt endlich erreichen. Der Park ist von dichten Wäldern umgeben und es wird merklich kühler.
An einem kleinen Schotterweg fahren wir ab und finden ein Plätzchen wo wir ungestört stehen können. Tisch und Stühle sind schnell aufgestellt und wir beginnen zu kochen. Mittlerweile ist es dunkel und entfernt sehen wir Blitze und hören Donnergrollen.
Benni läuft zwei Mal ein großes Insekt über den nackten Fuß, wir können es aber nicht sehen. Als wir nach dem Essen alles einpacken, sehen wir es dann aber doch. Mehrere Riesenspinnen krabbeln vor dem Bus umher. Sie sind etwa 6 cm lang. Schnell flüchten wir in Elke und beobachten die Tiere aus sicherer Entfernung.

Riesenspinne

Riesenspinne

Den nächsten Tag verbringen wir mit Busarbeiten. Seit Beginn unserer Reise, sind die Wasseranschlüsse für den Warmwasserboiler unter der Rückbank immer wieder undicht, trotz einiger versuche die Schläuche dicht zu bekommen, hatten wir leider noch keinen dauerhaften Erfolg. Heute wollen wir das Problem noch einmal angehen und eine endgültige Lösung finden.
Ausserdem wird Elke von Teerspritzern befreit, die wir uns beim Fahren über eine frisch asphaltierte Straße eingefangen haben.

Wir fahren weiter bis Quchan und übernachten vor einem Park. Wir wollen noch einige Dinge vor dem Grenzübertritt nach Turkmenistan erledigen. Z.B. muss Elke gewaschen werden. In Turkmenistan soll es eine Strafe dafür geben, wenn man ein dreckiges Auto hat. Später erfahren wir auch warum.
Für umgerechnet 2,50 Euro schrubben 3 Mann an Elke und reinigen sie gründlich. Auch die Autotüren werden geöffnet und die Einstiege gründlich von innen mit dem Dampfstrahler gereinigt. Wir können gar nicht hinschauen. Aber zum Glück ist es so warm, da trocknet alles wieder schnell.
Wir bekommen einen Anruf von Anna und Andi. Juhu, sie sind auch auf dem Weg nach Quchan.
Abends macht Benni noch einen Ölwechsel auf dem Parkplatz. Andi hilft ihm dabei und Verena und Anna kochen türkische Linsensuppe.
Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege, wir fahren weiter nach Turkmenistan, Anna und Andi bleiben noch 2 Tage im Iran.

Grenzerfahrungen

nach einem kurzen Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Grenze. Wir haben schon viel gelesen. Von stundenlangen Abfertigungen und Agenten die einem das Geld aus der Tasche ziehen wollen, für Dienstleistungen die man eigentlich nicht braucht (z.B. Dolmetschen,überteuerte Versicherungen, unnötige Dieselkarten, usw.).

Die Ausreise aus der Türkei geht ganz schnell. Wir wechseln die letzten türkischen Lira und einige Dollar in iranische Rial und sind plötzlich Millionäre. Im Iran kann man mit ausländischen Kredit- und EC Karten kein Geld abheben, man sollte also immer ausreichend Bargeld mit sich führen.

Dann erreichen wir die iranische Grenze und schon am ersten Posten, werden wir von einem Mann angesprochen der „nur helfen“ will. Uns ist sofort klar, dass es sich um einen Agenten handelt und wir wehren ab. Er lässt nicht locker und wartet an jedem weiteren Posten, obwohl wir im mehrmals sagen, dass wir seine Hilfe nicht wollen, erzählt er uns immer wieder wo wir hin müssen, erzählt uns, dass wir eine Dieselkarte brauchen und will uns helfen eine günstige Versicherung zu finden. Wir blocken ab, er nervt. Nach knapp 3 Stunden sind wir am letzten Posten angekommen, der Agent ist uns immer noch auf den Fersen. Kurz hat er Benni in ein Versicherungsbüro gelockt, als der aber gemerkt hat, wo er sich befindet, hat er dies gleich wieder verlassen. Vor dem letzten Büro spricht der Agent dann Verena an, dass er für die Hilfe gerne 40 USD hätte. Das bekommt Benni mit und dreht durch. Er schreit den Agenten an, was das soll, wir wollten seine Hilfe nicht, er hat eigentlich auch nichts getan und überhaupt: „help is always for free, all over the world.“ Nun ist der Agent verängstigt und auch die anderen um ihn herum versammelten Agenten schauen beschämt drein. Wir holen uns den letzten Stempel, steigen ins Auto. Der Agent wagt einen letzten Versuch: „if you don´t want you give nothing, but if you want you can give me 20 USD.“ Schlechter Versuch, Benni schlägt die Tür zu und wir fahren in den Iran.

Wir fahren bis Tabriz, auf dem Weg tanken wir für umgerechnet 12 Euro voll. Wir schlafen in einer Seitenstraße und am nächsten Tag begeben wir uns auf die Suche nach einem Versicherungsbüro, wo wir eine Autoversicherung abschließen wollen. Nach unendlichen Kilometern zu Fuß werden wir fündig. Der Verkehr im Iran ist verrückt, jeder fährt wie, wo und so schnell er will. Man wird von allen Seiten überholt. Alle hupen und winken, wenn sie uns sehen.

Da uns die letzten Tage zu streßig waren, suchen wir Ruhe am kaspischen Meer. Verena hat die Idee einen Campingplatz aufzusuchen, dort könne man ja mal einen Tag ruhig stehen und nichts tun. Leider hat sie die Rechnung ohne die äußerst hilfsbereiten und gastfreundlichen Iraner gemacht. Nach kurzer Zeit haben wir 2 Einladungen zum Abendessen und Einladungen zu Sightseeingtouren, außerdem sitzen wir mit sechs Iranern und deren Kindern in einem Pavillon und trinken Tee. Am nächsten Morgen sieht es mit der Ruhe auch nicht besser aus. Wir fahren von morgens um 9 bis in die Nacht mit Pooya, dem Sohn unseres Platzvermieters durch die Gegend und sehen die schöne Stadt Masouleh und anschließend Bandar Anzali an. Die Einladung zu ihnen nach Hause am nächsten Tag lehnen wir ab und fahren weiter nach Teheran.

Masouleh

Masouleh

Dort parken wir am Taleghani Park und besichtigen die Stadt. Wir bekommen eine Mail von Anna und Andi, sie sind auch in der Stadt und wir treffen uns mit ihnen.Nach drei Tagen haben wir genug gesehen und fahren weiter.

Teheran- Azari Tower

Teheran- Azari Tower

Die Iraner sind wirklich unglaublich nett und hilfsbereit. Ständig werden wir mit „welcome to Iran“ angesprochen, wir wollen unsere Handykarte aufladen und fragen einen Iraner, ob er uns sagen kann, wo wir das machen können. Schon lädt er mit seinem Handy das Guthaben und will kein Geld dafür, Benni unterhält sich mit einem anderen Iraner, erwähnt das wir keine Landkarte vom Iran haben, am nächsten Tag stehen zwei Parkwächter vor uns und schenken uns zwei Karten, eine vom Iran und eine von Teheran. Wir fragen nach dem Weg und schon wollen uns die Leute begleiten, dass wir ihn auch wirklich finden.

Nach der Großstadt beschließen wir eine Nacht in der Wüste zu übernachten. Bei Kashar fahren wir ab und fahren einige Kilometer über Sandpisten. Nachdem wir uns kurz mal festgefahren haben (nach Ablassen des Reifendrucks waren wir schnell wieder frei) stellen wir unseren Bus ab. Die Sonne geht unter und es ist herrlich still. Außerdem ist die Nacht sternenklar. Kein Mensch ausser uns ist weit und breit. Wir können neben dem Bus duschen und genießen die Ruhe.

in der Wüste- endlich mal ohne Kopftuch

in der Wüste- endlich mal ohne Kopftuch

Morgens wird es wieder sehr heiß, also fahren wir weiter. Der Weg führt uns nach Isfahan. Wir haben Glück und finden einen Parkplatz mitten in der Stadt. Dort bleiben wir für vier Tage und genießen die tolle Stadt. Anna und Andi kommen schließlich auch noch, Benni repariert mit Andi zusammen dessen Bremsen und wir unterhalten uns nett. Nachdem wir am nächsten Morgen noch stundenlang gequatscht haben, fahren wir weiter nach Persepolis.

unser Camp in Isfahan

unser Camp in Isfahan- Anna, Andi und Benni

In Persepolis kommen wir abends an, zwischen den Bäumen picknicken viele Familen. Das ist übrigens Volkssport im Iran, es wird ständig und überall gepicknickt.Wir stellen uns dazu, kochen, essen und gehen schlafen. Mitten in der Nacht werden wir von der Polizei geweckt. Sie bitten uns auf den Parkplatz vor dem Persepolisgelände zu fahren. Das tun wir und können dann weiter schlafen.

Früh morgens stehen wir auf, um die antike Stadt zu besichtigen. Obwohl es erst 8 Uhr ist, ist es schon sehr heiß. Trotzdem ist es sehr interessant, zu sehen, was die Menschen vor über 2000 Jahren geschaffen haben.

Persepolis

Persepolis

Nach der Besichtigung fahren wir weiter nach Yazd. Die Strecke führt uns durch die Wüste, dort sehen wir eine Gruppe wilder Kamele. Ansonsten ist die Strecke recht eintönig.

wilde Kamele

wilde Kamele

In Yazd angekommen, parken wir vor dem Silkroad Hotel. Hier nächtigen viele Reisende. Wir treffen ein Pärchen aus der Schweiz und einen Deutschen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Bereits in Isfahan haben wir einige Fahrradreisende getroffen, die eine ähnliche Route wie wir geplant haben. Interessant sich mit solchen Menschen zu unterhalten und ihre Erfahrungen während der Reise zu hören.

Yazd hat eine wunderschöne Lehm- Altstadt, diese besichtigen wir, nachdem wir einige „Büroarbeiten“ erledigt haben. Die Chinesen wollen endlich die fehlenden Formalitäten für die China Durchreise haben.

Lehm-Altstadt in Yazd

Lehm-Altstadt in Yazd

Pannen und türkische Gastfreundschaft

Nach einigen schönen Tagen in Göreme, machen wir uns langsam auf Richtung Erzurum, da wir unsere Zweitreisepässe mit den Visa für den Iran dort auf dem deutschen Konsulat abholen müssen. Die Visa-Beschaffung in Deutschland hat so lange gedauert, dass wir es bis zum Start unserer Reise nicht geschafft haben alle Visa zu bekommen, so haben wir uns die Pässe in die Türkei schicken lassen.
Auf dem Wege nach Erzurum fahren wir durch Malatya. Malatya ist eine größere Stadt mit vielen Supermärkten und großen Einkaufszentren, also machen wir uns auf in eines davon, um noch einige Einkäufe zu erledigen, außerdem knurrt der Magen.
Auf dem riesigen Parkplatz füllen wir unseren Kühlschrank und unsere Mägen. Wir kontrollieren den Ölstand. Uns fällt auf, dass eine Schelle an einem Kühlwasserschlauch feucht ist. Bei genauerer Betrachtung können wir einen Riss im Schlauch feststellen.
Ärgerlich, aber das sollte ja kein Problem sein, wir sind ja erst in der Türkei und sind schliesslich ADAC-Mitglieder, der Ersatzteilversand müsste ja mit einem Anruf geklärt sein, denken wir uns.
Das Telefonat mit dem ADAC verläuft dann doch nicht so erfreulich, wie gehofft. Wenn ein Ersatzteilversand erfolgen sollte, müssten wir das Ersatzteil in Adana am Flughafen abholen, was fast 1000 Kilometer von uns entfernt liegt. Außerdem möchte der ADAC zuerst einen Nachweis dafür, dass das Ersatzteil in der Türkei nicht zu bekommen ist.
In Deutschland bei VW sind schon viele Teile im Ersatzteileverkauf für den T3 Bus entfallen und wir haben auf unserem Weg durch die Türkei bisher noch keinen anderen T3-Bus gesehen, aber trotzdem wollen unser Glück versuchen und fahren die wenigen Kilometer zum nächsten VW-Händler.
Wir landen in einem modernen Autohaus mit bester Aussatttung. Auf dem Hof und im Showroom natürlich nur die aktuellen Modelle. Wir gehen zum Werkstattmeister. Es kann zwar keiner im Haus englisch, aber wir haben ja die Ersatzteilnummer. Wir bekommen natürlich erstmal einen Tee und der Werkstattmeister versucht im System das Teil zu finden. Er hält uns eine Verkaufsbroschüre mit den neusten Modellen hin und will das wir im unser Modell zeigen. Wir machen im klar, dass unser Bus schon 30 Jahre alt ist. Etwas verwundert sucht er weiter im System. Wie befürchtet, gibt es dieses Teil in der Türkei nicht zu kaufen, aber er besteht trotzdem darauf, dass wir in die Werkstatt fahren. Er will sich das mal anschauen.
Wir fahren in die Werkstatt. Etwa 15 Mechaniker und der halbe Verkauf stehen um den Bus und schauen interessiert. Verena wird gleich aus der Werkstatt geführt, um weiter mit Tee und Kaffee abgefüllt zu werden.
Benni bekommt Aufgrund seines „Mammut“-Shirts die Spitznamen „Mammut“ und „Mahmoud“.

Nachdem alle den Bus bewundert haben, denn einen T3 hatten sie noch nie in der Werkstatt, wird der Schaden begutachtet. Die Mechaniker beratschlagen sich mit dem Meister und zerren „Mahmoud“ vor den Werkstatt-Computer. Mit Hilfe eines online Übersetzers, wollen sie den Reparaturvorgang vorab abklären. Der online Übersetzer spuckt keine brauchbaren Sätze aus. Ausser mal „Schlauch“ und etliche Versuche später mal „schneiden“, „Mahmoud versteht schnell. Mit den Händen zeigt Benni, „Schlauch“ und „abschneiden“. Ein freudiges Nicken geht durch die Runde der Mechaniker. Benni wird aus der Werkstatt geleitet und weiter mit Tee versorgt. Derweil kürzen die Mechaniker den Schlauch und füllen das Kühlwasser auf. Nervös schlürft Benni den Tee aus.

Der Werkstattmeister schickt Benni mit einem Mechaniker auf Probefahrt. Trotz Sprachbarriere können Dinge wie Aufstellfenster als Zweizonen-Klimaanlage und ähnlicher Blödsinn bequatscht werden. In der Zwischenzeit wird Verena nett in der Werkstatt unterhalten. Jeder will wissen, ob wir auf den Nemrut Dagi fahren wollen. Eigentlich hatten wir das nicht geplant, aber wenn alle danach fragen, dann fahren wir halt dahin.

"Mahmoud" in der VW- Werkstatt

„Mahmoud“ in der VW- Werkstatt

Nach einer herzlichen Verabschiedung von der Werkstatt, die die ganze Arbeit nicht bezahlt haben will, obwohl der Werkstattbetrieb während unseres Aufenthalts still steht, fahren wir weiter zu unserem neuen Ziel, dem Nemrut Dagi.

Der Weg führt uns wieder einmal durch eine wunderschöne Berglandschaft mit sehr farbenreichem Gestein und vielen kleinen Dörfern. Das letzte Stück auf den Nemrut Dagi ist extrem steil. Es ist spät und wir beschliessen etwa 10 Kilometer vor dem Ziel schon das Nachtlager aufzuschlagen, den Bus und uns für heute zu schonen und morgen früh die letzten Kilometer zu fahren.

farbenfrohes Gestein

farbenfrohes Gestein

Über Nacht haben sich die Regenwolken und der Nebel verzogen und so können wir bei bestem Wetter die Aussicht genießen. Als wir früh morgens oben ankommen, sind wir ganz alleine und es herrscht eine mystische Stímmung mit tollem Weitblick. Wirklich faszinierend, was die Menschen vor tausenden Jahren geschaffen haben.

Nemrut Dagi

Nemrut Dagi

Wir fahren weiter nach Erzurum um endlich unsere Pässe abzuholen. Der Honorarkonsul Dr. Kuskay wartet bereits auf uns. 80 Kilometer vor dem Ziel, fängt auf einem Pass, plötzlich die Kühlwasserstandsanzeige an zu blinken. Schnell ist klar, der Kühlwasserschlauch ist wieder gerissen. Nachdem er gekürzt wurde, war einfach zu viel Spannung darauf. Also reparieren wir ihn provisorisch mit einem Spezialklebeband und fahren weiter.

Wir erreichen Erzurum, holen unsere Pässe ab und fragen bei der Gelegenheit, Herrn Kuskay ob wir vielleicht einen Kühlwasserschlauch zu ihm bestellen können.Minuten später sitzen wir mit ihm und seinem Bruder im Bus und fahren zu einer Werkstatt, die uns bestimmt bei unserem Problem helfen kann.

Sofort stehen wieder eine Menge Leute um den Bus und beratschlagen sich. Schnell haben sie eine Lösung für unser Problem gefunden. Sie wollen aus mehreren Schläuchen (dem alten und einem T5 Schlauch) ein neues Teil bauen. Benni hat die Telefonnummer von Altug, Mitglied eines türkischen VW Bus Forums aufgetrieben, der perfekt Deutsch spricht. Er vermittelt uns einen gebrauchten Schlauch von einem anderen türkischen Busfahrer, der uns diesen netterweise kostenlos zur Verfügung stellt.
Wir beschließen, die vorgeschlagene Reperatur in Erzurum durchzuführen und uns den Schlauch nach Dougobayazit schicken zu lassen.
Da es schon spät ist, beschließen wir die Reperatur am nächsten Tag durchzuführen.

Es ist Sonntag und Herr Kanca kommt extra wegen uns in seine Werkstatt. Es ist ein Familienunternehmen und seine beiden Brüder sind natürlich auch mit dabei um uns zu helfen. Außerdem hat er noch seine Tochter Arzu, die perfekt Englisch spricht zum Dolmetschen eingeladen. Sie unterhält Verena, während Benni mit den Kanca- Brüdern die Schlauchreperatur durchführt. Schläuche werden zerschnitten, Verbinder an der Drehbank angefertigt, die Teile angepasst. Nach einigen Stunden und gläserweise Cay ist Elke bereit zur Probefahrt. Die Reperatur ist geglückt. Zu guter Letzt lädt Arzu uns ein am Abend zum 1.Geburtstag ihrer Nichte zu kommen. Also fahren wir nochmal in die Stadt um uns bei Herrn Kuskay für die Hilfe zu bedanken. Dort werden wir gleich zu einem Kaffee eingeladen und lernen seine nette Frau, seine Mutter und seine Nichte kennen.

Benni und die Kanca-Brüder

Benni und die Kanca-Brüder

Wir besorgen ein Geschenk für das kleine Geburtstagskind und genießen schließlich das Fest. Es sind eine Menge Verwandte anwesend und wir fühlen uns sehr herzlich empfangen. Leckeres Essen und eine zweistöckige Geburtstagstorte werden serviert und es wird gesungen, musiziert und auch ein wenig getanzt.Die Nacht verbringen wir vor dem Haus von Arzu und ihren Eltern, da wir am nächsten Morgen noch zum Frühstück eingeladen sind. Nach einem leckeren, reichhaltigen Frühstück, verabschieden sich Arzu und ihr Vater zur Arbeit und wir begeben uns auf den Weg nach Dougobayazit, der letzten Stadt vor der iranischen Grenze.

Die Stadt nahe dem Berg Ararat wirkt etwas trostlos, was vielleicht auch an dem schlechten Wetter liegt. Wir kaufen unser letztes Bier für die nächsten Wochen und begeben uns zum Campingplatz. Murat Camping ist als Overlander Campingplatz bekannt und tatsächlich treffen wir auf andere Reisende. Ein Pärchen aus England und Anna und Andi aus Stuttgart. Mit den beiden verstehen wir uns auf Anhieb, sie wollten eigentlich gerade abreisen, beschließen dann aber doch noch eine Nacht zu bleiben und erst am nächsten Morgen über die Grenze in den Iran zu fahren. So verbringen wir noch einen sehr schönen gemeinsamen Abend.Wir müssen noch warten bis unser Paket aus Trabzon eintrifft, gehen am nächsten Tag bei dem Paketdienst in der Stadt vorbei und können kaum glauben, dass es schon da ist. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Altug und den unbekannten Schlauchversender.

Am Abend kommen bei Regen mehrere Autos der Allgäu-Orient-Ralley auf dem Campingplatz an. Sie fahren mit Autos, die max. 2000 Euro kosten dürfen von Deutschland über die Türkei nach Israel.

Da wir am nächsten Morgen früh über die Grenze in den Iran einreisen wollen, gehen wir bald schlafen.

 

Es geht los…

Heute ist der große Tag, heute wird das neue Zuhause bezogen. Wir wohnen ab jetzt in unserem VW-Bus. Die große Reise beginnt.

image

on the road...

Die letzten Tage wurden noch einige kleinere Arbeiten am Bus fertig gestellt und auch die Wasseranlage konnte endlich in Betrieb genommen werden.
Etliche Formalitäten wurden noch erledigt…

Der Abschied von Familie, Freunden und unseren Katzen fällt nicht ganz leicht, aber trotzdem sind wir froh darüber, das es endlich los gehen kann.

Die nächsten vier Tage sind wir noch in Süddeutschland unterwegs und dann geht es in großen Schritten Richtung Türkei.

der Countdown läuft…

so langsam wird es spannend.

In 5 Tagen geht die große Reise los. Bis auf wenige Kleinigkeiten, ist der Bus fertig.

Letztes Wochenende waren wir auf dem VW-Bus Treffen in Kirchzarten. Dort haben wir viele interessante Leute getroffen, unter anderem Helga und Jürgen mit ihrem Orangetrotter, die 2009 eine 20-monatige Weltreise gemacht haben. Von ihnen haben wir viele tolle Tipps, Geschichten und Eindrücke bekommen, was uns noch viel mehr Lust auf unsere Reise gemacht hat. Wir freuen uns wirklich, wenn es jetzt endlich los geht.

Auch konnten wir das Busleben ein bißchen austesten und mussten, dank des Regenwetters feststellen, dass wir doch noch dringend eine Markise brauchen. Der beengte Raum im Bus und die Tatsache, dass die Benzinkocher bei Gebrauch doch sehr stark riechen, hat uns dazu veranlasst, uns am Montag eine Sackmarkise zu bestellen. Diese war auch direkt am donnerstag Morgen (aus Holland) da. Unglaublich wie schnell so was gehen kann.

Ein kleines „Luxusproblem“ gibt es doch auch noch. Leider kommt kein vernünftiger Wasserstrahl aus dem Hahn. Es rinnt immer nur so vor sich hin und beim Versuch die Pumpe einzustellen, hat das Überdruckventil des Wasserboilers mehrfach geöffnet, wesewegen wir kleinere Überflutungen im Bus hatten. Deswegen haben wir noch einen Termin bei einem Wohnmobil Spezialisten gemacht, der uns hoffentlich weiter helfen kann.

Leider haben wir auch immer noch nicht alle Visa. Unsere Pässe liegen nun schon seit über 4 Wochen im iranischen Konsulat in München und keiner kann uns Auskunft geben, wie lange es noch dauern wird, bis wir diese wieder bekommen. Danach müssen wir auch noch die Visa für Turkmenistan beantragen, was uns vor Abreise aber auf gar keinen Fall mehr reichen wird. Nun müssen wir schauen, dass wir die Pässe irgendwie nachgeschickt bekommen.

Das Positive ist, Verena muss nur noch einen Tag arbeiten, Benni hat nach fast zweijähriger Schrauberei alles fertig (naja, an einem VW-Bus ist man eigentlich nie fertig), der Bus ist, bis auf wenige Kleinigkeiten fertig gepackt, bis auf Iran- und Turkmenistanvisa haben wir alle Unterlagen und Visa soweit zusammen.

Reiseroutenänderung 7 Wochen vor Reisestart…

Ürsprünglich war die Reiseroute über Pakistan nach Indien geplant…

Ein ungutes Gefühl hatten wir schon länger, wenn wir an die Durchfahrt durch Pakistan dachten.
Insbesondere die Strecke durch das Grenzgebiet zu Afghanistan, von Taftan nach Quetta bereitete uns Sorgen. Doch wir waren lange fest der Überzeugung, dass es für uns keinen Alternativweg gibt und das Pakistan am Ende dann vielleicht doch nur halb so gefährlich ist, wie wir im Moment denken.

Anfang Februar 2014 lasen wir dann von einem Spanier der mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Indien in Pakistan, trotz Begleitung einer Militäreskorte, angegriffen wurde. Bei dem Attentat gab es laut seiner Aussage 6 getötete Militärs und er selbst wurde am Kopf verletzt. Nach dieser Nachricht war für uns klar, wir können dieses Risiko weder für uns, geschweige denn für das Militär, was einen jeden Reisenden auf diesem Streckenabschnitt begleitet, in Kauf nehmen.
Es ist schade für uns und auch traurig für Pakistan, weil dieses wunderschöne Land den Tourismus gut brauchen könnte. Wir hoffen, dass sich die Lage in Pakistan bald wieder beruhigt und die gesamte Bevölkerung in Frieden leben kann.

Da der Reisestart immer näher rückt, war schnelles Handeln angesagt. Glücklicherweise suchten
Astrid und Sven über ein Weltreise-Forum noch Mitfahrer für die Durchfahrt durch China im August 2014. Eine Nacht wurde nochmal über diese Option geschlafen und dann stand fest, wir fahren über China!

Doch damit begann der Streß erst richtig. Umplanung und Umorganisation war angesagt. Für die wie ursprünglich geplante Route über Pakistan, hätten wir nicht einmal halb so viele Visa benötigt, wie nun für die Strecke über China benötigt werden. Und dazu kommen noch weitere Vorbereitungen, wie zum Beispiel eine komplette Inventarliste für die chinesischen Behörden.