Pannen und türkische Gastfreundschaft

Nach einigen schönen Tagen in Göreme, machen wir uns langsam auf Richtung Erzurum, da wir unsere Zweitreisepässe mit den Visa für den Iran dort auf dem deutschen Konsulat abholen müssen. Die Visa-Beschaffung in Deutschland hat so lange gedauert, dass wir es bis zum Start unserer Reise nicht geschafft haben alle Visa zu bekommen, so haben wir uns die Pässe in die Türkei schicken lassen.
Auf dem Wege nach Erzurum fahren wir durch Malatya. Malatya ist eine größere Stadt mit vielen Supermärkten und großen Einkaufszentren, also machen wir uns auf in eines davon, um noch einige Einkäufe zu erledigen, außerdem knurrt der Magen.
Auf dem riesigen Parkplatz füllen wir unseren Kühlschrank und unsere Mägen. Wir kontrollieren den Ölstand. Uns fällt auf, dass eine Schelle an einem Kühlwasserschlauch feucht ist. Bei genauerer Betrachtung können wir einen Riss im Schlauch feststellen.
Ärgerlich, aber das sollte ja kein Problem sein, wir sind ja erst in der Türkei und sind schliesslich ADAC-Mitglieder, der Ersatzteilversand müsste ja mit einem Anruf geklärt sein, denken wir uns.
Das Telefonat mit dem ADAC verläuft dann doch nicht so erfreulich, wie gehofft. Wenn ein Ersatzteilversand erfolgen sollte, müssten wir das Ersatzteil in Adana am Flughafen abholen, was fast 1000 Kilometer von uns entfernt liegt. Außerdem möchte der ADAC zuerst einen Nachweis dafür, dass das Ersatzteil in der Türkei nicht zu bekommen ist.
In Deutschland bei VW sind schon viele Teile im Ersatzteileverkauf für den T3 Bus entfallen und wir haben auf unserem Weg durch die Türkei bisher noch keinen anderen T3-Bus gesehen, aber trotzdem wollen unser Glück versuchen und fahren die wenigen Kilometer zum nächsten VW-Händler.
Wir landen in einem modernen Autohaus mit bester Aussatttung. Auf dem Hof und im Showroom natürlich nur die aktuellen Modelle. Wir gehen zum Werkstattmeister. Es kann zwar keiner im Haus englisch, aber wir haben ja die Ersatzteilnummer. Wir bekommen natürlich erstmal einen Tee und der Werkstattmeister versucht im System das Teil zu finden. Er hält uns eine Verkaufsbroschüre mit den neusten Modellen hin und will das wir im unser Modell zeigen. Wir machen im klar, dass unser Bus schon 30 Jahre alt ist. Etwas verwundert sucht er weiter im System. Wie befürchtet, gibt es dieses Teil in der Türkei nicht zu kaufen, aber er besteht trotzdem darauf, dass wir in die Werkstatt fahren. Er will sich das mal anschauen.
Wir fahren in die Werkstatt. Etwa 15 Mechaniker und der halbe Verkauf stehen um den Bus und schauen interessiert. Verena wird gleich aus der Werkstatt geführt, um weiter mit Tee und Kaffee abgefüllt zu werden.
Benni bekommt Aufgrund seines „Mammut“-Shirts die Spitznamen „Mammut“ und „Mahmoud“.

Nachdem alle den Bus bewundert haben, denn einen T3 hatten sie noch nie in der Werkstatt, wird der Schaden begutachtet. Die Mechaniker beratschlagen sich mit dem Meister und zerren „Mahmoud“ vor den Werkstatt-Computer. Mit Hilfe eines online Übersetzers, wollen sie den Reparaturvorgang vorab abklären. Der online Übersetzer spuckt keine brauchbaren Sätze aus. Ausser mal „Schlauch“ und etliche Versuche später mal „schneiden“, „Mahmoud versteht schnell. Mit den Händen zeigt Benni, „Schlauch“ und „abschneiden“. Ein freudiges Nicken geht durch die Runde der Mechaniker. Benni wird aus der Werkstatt geleitet und weiter mit Tee versorgt. Derweil kürzen die Mechaniker den Schlauch und füllen das Kühlwasser auf. Nervös schlürft Benni den Tee aus.

Der Werkstattmeister schickt Benni mit einem Mechaniker auf Probefahrt. Trotz Sprachbarriere können Dinge wie Aufstellfenster als Zweizonen-Klimaanlage und ähnlicher Blödsinn bequatscht werden. In der Zwischenzeit wird Verena nett in der Werkstatt unterhalten. Jeder will wissen, ob wir auf den Nemrut Dagi fahren wollen. Eigentlich hatten wir das nicht geplant, aber wenn alle danach fragen, dann fahren wir halt dahin.

"Mahmoud" in der VW- Werkstatt

„Mahmoud“ in der VW- Werkstatt

Nach einer herzlichen Verabschiedung von der Werkstatt, die die ganze Arbeit nicht bezahlt haben will, obwohl der Werkstattbetrieb während unseres Aufenthalts still steht, fahren wir weiter zu unserem neuen Ziel, dem Nemrut Dagi.

Der Weg führt uns wieder einmal durch eine wunderschöne Berglandschaft mit sehr farbenreichem Gestein und vielen kleinen Dörfern. Das letzte Stück auf den Nemrut Dagi ist extrem steil. Es ist spät und wir beschliessen etwa 10 Kilometer vor dem Ziel schon das Nachtlager aufzuschlagen, den Bus und uns für heute zu schonen und morgen früh die letzten Kilometer zu fahren.

farbenfrohes Gestein

farbenfrohes Gestein

Über Nacht haben sich die Regenwolken und der Nebel verzogen und so können wir bei bestem Wetter die Aussicht genießen. Als wir früh morgens oben ankommen, sind wir ganz alleine und es herrscht eine mystische Stímmung mit tollem Weitblick. Wirklich faszinierend, was die Menschen vor tausenden Jahren geschaffen haben.

Nemrut Dagi

Nemrut Dagi

Wir fahren weiter nach Erzurum um endlich unsere Pässe abzuholen. Der Honorarkonsul Dr. Kuskay wartet bereits auf uns. 80 Kilometer vor dem Ziel, fängt auf einem Pass, plötzlich die Kühlwasserstandsanzeige an zu blinken. Schnell ist klar, der Kühlwasserschlauch ist wieder gerissen. Nachdem er gekürzt wurde, war einfach zu viel Spannung darauf. Also reparieren wir ihn provisorisch mit einem Spezialklebeband und fahren weiter.

Wir erreichen Erzurum, holen unsere Pässe ab und fragen bei der Gelegenheit, Herrn Kuskay ob wir vielleicht einen Kühlwasserschlauch zu ihm bestellen können.Minuten später sitzen wir mit ihm und seinem Bruder im Bus und fahren zu einer Werkstatt, die uns bestimmt bei unserem Problem helfen kann.

Sofort stehen wieder eine Menge Leute um den Bus und beratschlagen sich. Schnell haben sie eine Lösung für unser Problem gefunden. Sie wollen aus mehreren Schläuchen (dem alten und einem T5 Schlauch) ein neues Teil bauen. Benni hat die Telefonnummer von Altug, Mitglied eines türkischen VW Bus Forums aufgetrieben, der perfekt Deutsch spricht. Er vermittelt uns einen gebrauchten Schlauch von einem anderen türkischen Busfahrer, der uns diesen netterweise kostenlos zur Verfügung stellt.
Wir beschließen, die vorgeschlagene Reperatur in Erzurum durchzuführen und uns den Schlauch nach Dougobayazit schicken zu lassen.
Da es schon spät ist, beschließen wir die Reperatur am nächsten Tag durchzuführen.

Es ist Sonntag und Herr Kanca kommt extra wegen uns in seine Werkstatt. Es ist ein Familienunternehmen und seine beiden Brüder sind natürlich auch mit dabei um uns zu helfen. Außerdem hat er noch seine Tochter Arzu, die perfekt Englisch spricht zum Dolmetschen eingeladen. Sie unterhält Verena, während Benni mit den Kanca- Brüdern die Schlauchreperatur durchführt. Schläuche werden zerschnitten, Verbinder an der Drehbank angefertigt, die Teile angepasst. Nach einigen Stunden und gläserweise Cay ist Elke bereit zur Probefahrt. Die Reperatur ist geglückt. Zu guter Letzt lädt Arzu uns ein am Abend zum 1.Geburtstag ihrer Nichte zu kommen. Also fahren wir nochmal in die Stadt um uns bei Herrn Kuskay für die Hilfe zu bedanken. Dort werden wir gleich zu einem Kaffee eingeladen und lernen seine nette Frau, seine Mutter und seine Nichte kennen.

Benni und die Kanca-Brüder

Benni und die Kanca-Brüder

Wir besorgen ein Geschenk für das kleine Geburtstagskind und genießen schließlich das Fest. Es sind eine Menge Verwandte anwesend und wir fühlen uns sehr herzlich empfangen. Leckeres Essen und eine zweistöckige Geburtstagstorte werden serviert und es wird gesungen, musiziert und auch ein wenig getanzt.Die Nacht verbringen wir vor dem Haus von Arzu und ihren Eltern, da wir am nächsten Morgen noch zum Frühstück eingeladen sind. Nach einem leckeren, reichhaltigen Frühstück, verabschieden sich Arzu und ihr Vater zur Arbeit und wir begeben uns auf den Weg nach Dougobayazit, der letzten Stadt vor der iranischen Grenze.

Die Stadt nahe dem Berg Ararat wirkt etwas trostlos, was vielleicht auch an dem schlechten Wetter liegt. Wir kaufen unser letztes Bier für die nächsten Wochen und begeben uns zum Campingplatz. Murat Camping ist als Overlander Campingplatz bekannt und tatsächlich treffen wir auf andere Reisende. Ein Pärchen aus England und Anna und Andi aus Stuttgart. Mit den beiden verstehen wir uns auf Anhieb, sie wollten eigentlich gerade abreisen, beschließen dann aber doch noch eine Nacht zu bleiben und erst am nächsten Morgen über die Grenze in den Iran zu fahren. So verbringen wir noch einen sehr schönen gemeinsamen Abend.Wir müssen noch warten bis unser Paket aus Trabzon eintrifft, gehen am nächsten Tag bei dem Paketdienst in der Stadt vorbei und können kaum glauben, dass es schon da ist. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Altug und den unbekannten Schlauchversender.

Am Abend kommen bei Regen mehrere Autos der Allgäu-Orient-Ralley auf dem Campingplatz an. Sie fahren mit Autos, die max. 2000 Euro kosten dürfen von Deutschland über die Türkei nach Israel.

Da wir am nächsten Morgen früh über die Grenze in den Iran einreisen wollen, gehen wir bald schlafen.

 

Welcome to Asia

Wir brechen auf um Istanbul zu verlassen. Doch erst einmal muss der Bospurus überquert werden. Der Weg bis zur Brücke erweist sich chaotischer, als die gefürchtete Überquerung. Dank unkoordinierter Navigation und geänderter Verkehrsführung umkreisen wir den Taksim Platz mehrmals, bevor es reibungslos über den Bospurus geht. -Welcome to Asia.

Welcome to Asia

Welcome to Asia

Wir fahren nicht über die gut ausgebauten Bundesstraßen weiter, sondern über schlechten Asphalt und Schotterpisten, durch kleine Dörfer, durch bergiges Land, vorbei an Auen und Hirten, die ihre Tiere hüten. Unser Nachtlager schlagen wir schlussendlich auf einem wunderschönen Wiesenplataeu, in der Nähe von Sögüt, mit herrlicher Aussicht auf.

irgendwo in der Türkei

irgendwo in der Türkei

Am nächsten Morgen machen wir uns weiter auf Richtung Süden. Unterwegs winken uns Einheimische immer wieder freudig zu. Von der Bundesstraße aus entdecken wir in den Abendstunden einen schönen See. Wir beschliessen dort zu übernachten.
Mitten in der Nacht klopft es an den Bus. Taschenlampenlicht blitzt durch die kleinen Spalten zwischen den Vorhängen. „Polis!“ ist das Einzige, was wir im Halbschlaf verstehen können. Nachdem geklärt ist, dass wir nur harmlose Touristen auf der Durchfahrt sind, ziehen sie wieder ab und wir können weiter schlafen.

Burdur Gölü

Burdur Gölü

Da wir immernoch das schöne Wetter suchen, entschliessen wir uns an das Meer zu fahren. Wir landen in Cirali. Cirali scheint ein Urlaubsparadies für Alternative, Wanderer, Hippies, aber auch der „normale Tourist“ verirrt sich wohl hierher.

Auf der Fahrt Richtung Cirali lasen wir von Yanartas, den brennenden Steinen. Dort schlagen Überlieferungen zufolge schon seit der Antike Flammen aus kleinen Öffnungen im Fels aus. Das machte uns neugierig, also wandern wir auf den Berg, um uns das Naturphänomen anzusehen.

die brennenden Steine...

die brennenden Steine…

Wir finden einen schönen Stellplatz am Meer, hier gefällt es uns sehr gut, das Wetter ist super und wir beschließen ein paar Tage zu bleiben. Zwischendurch verrichten wir kleinere Arbeiten am Bus, backen Brot in unserem Faltbackofen und genießen das Leben. Bevor wir die Gegend verlassen, halten wir an einem Garten, auf einem Schild werden Bio-Orangen für 1TL/kg (ca.0,33€) angeboten. Wir schlagen zu und dürfen uns die Orangen selbst vom Baum pflücken. Die herzliche Gartenbesitzerin spricht sehr gut deutsch und wir werden mit Küsschen verabschiedet.

so fresh...

so fresh…

Weiter führt uns die Reise von Meereshöhe über Gebirge mit 1800m Höhe, Richtung Kappadokien. In Derinkuyu angekommen, besuchen wir die unterirdische Stadt. Hinter dem unscheinbaren Eingang verbirgt sich eine 8 Stockwerke tiefe, unterirdische Stadt. Zum Glück haben wir unsere Kopflampen dabei, so können wir auch die schlecht bis gar nicht ausgeleuchteten Seitengänge erkunden.

underground city

underground city

Nach ca.70 km erreichen wir Göreme und fahren auf einen View Point mit tollem Blick über die bizarren Steinformationen von Kappadokien. Wir wandern noch etwas durch die Tuffsteinformationen und machen es uns dann beim Abendessen im Bus gemütlich.
Am nächsten morgen sind wir ganz alleine auf dem Aussichtsplateau. Dichter Nebel hängt zwischen den Felsen. Kaum klart es auf, kommen die Kleinbusse mit den Touristen angekarrt. Wir beschliessen uns ein etwas ruhigeres Plätzchen zu suchen. Nach einer kurzen Pistenfahrt mit Offroadeinlagen finden wir einen schönen Platz auf einer Anhöhe, mit spitzen Aussicht auf die Tuffsteintäler.
Während wir vor dem Bus, auf unseren Stühlen sitzend, unseren frisch gebackenen Kuchen geniessen, erblicken wir wie plötzlich vor uns ein Heissluftballon nach dem anderen in die Lüfte steigt. Ein herrlicher Anblick.

überraschender Besuch...

überraschender Besuch…

Doch das sollte noch nicht alles sein. Gegen 6 Uhr werden wir von Brennergeräuschen geweckt. Ein verschlafener Blick aus dem Fenster macht klar, dass sich das frühe Aufstehen heute lohnt. Überall um uns herum starten Heissluftballons. Nach kurzer Zeit zählen wir an die einhundert Stück!

Invasion!

Invasion!