wir verlassen Ulaan Baatar um über Tseterleg, durch den Nationalpark Chorgo Terchiin Tsagaan Nuur, nach Ayvanheer zu fahren. In Ayvanheer wollen wir uns mit Sven, Astrid, Ruth und Walter treffen um dann gemeinsam duch die Wüste Gobi zu fahren. Bis Tsetserleg gibt es noch relativ gute Wege, dann biegt ein Sandweg in richtung des Nationalparks ab und kurz darauf stehen wir vor unserer ersten Flußdurchquerung.
Wir übernachten kurz hinter dem Fluß und genießen die Einsamkeit in der schönen Natur. Es geht weiter über schroffe Felsen, sandige Pisten, extreme Schräglagen, matschige Passagen, jede Menge kleiner Flüsse und Bachläufe.
Wir passieren saftige Wiesen, die über und über mit Edelweiß übersäht sind und beobachten Geier beim durch die Lüfte kreisen.
Immer wieder fahren wir an Gers (Jurten) vorbei. Riesige Ziegen-, Schaf-, Yak- und Pferdeherden grasen auf den Weiden. Die Wege sind teilweise extrem felsig, trotz unserer Höherlegung bleiben wir mehrmals mit dem Vorderachsträger und der Reserveradwanne an großen Steinen hängen. Dann kommt wieder ein großer Fluß, es gibt immer wieder Kiesbette dazwischen, so dass wir insgesamt 5 Flüsse durchqueren müssen. Zwei Stück passieren wir problemlos aber dann passiert es, wir fahren uns fest. Da es sich um einen Gebirgsfluss handelt, ist das Wasser eisig kalt, aber es hilft alles nichts. Wir müssen hinaus in die kalten Fluten. Schräg hinter uns ist ein Baum, Benni beschließt die Handwinde dort anzulegen und den Bus so rückwärts hinaus zu ziehen. Ein Mongole kommt auf seinem Motorrad dazu und hilft tatkräftig mit.
Nach einiger Zeit steht Elke in relativ flachem Wasser, wir müssen nur noch ein paar Meter zurück fahren und stehen dann wieder auf der Kiesinsel. Verena legt den Rückwärtsgang ein, hinter uns steht noch das Motorrad des Mongolen, sie lenkt ein bißchen ein, gibt Gas, Elke schafft es gerade so mit Schwung rückwärts. Dann ein Aufschrei von Benni, aber es ist schon zu spät. Das flache Kiesbett fällt auf der Seite steil ab und Verena ist zu weit nach links gefahren. Der Bus hat nun extrem starke Schräglage und droht umzukippen. Verena sitzt regungslos am Steuer. Jede Bewegung könnte den Bus zum kippen bringen. Jetzt haben wir ein riesen Problem. Ganz vorsichtig kraxelt sie zur Schiebetüre und steigt aus.
Dem Mongolen wird das alles vermutlich zu riskant, er verabschiedet sich und fährt mit seinem Motorrad davon. Wir überlegen was wir tun sollen. Der Bus steht so schräg, dass Benni das rechte Vorderrad mit der Hand drehen kann. Zuerst versuchen wir, Kies unter den rechten Rädern weg zu buddeln. Aber das bringt uns nicht weiter. Dann entscheiden wir uns, Elke mit der Handwinde vorsichtig nach vorne zu ziehen.
Das Problem ist, dass der Bus auf keinen Fall weiter nach rechts rutschen darf, denn dort geht es gleich steil hinunter, ausserdem haben wir Angst, dass der Kies unter den Rädern weg rutscht, dann kippt Elke auf jeden Fall. Vorsichtig räumt Verena alle Kisten aus dem Hochdach um das Gewicht oben zu verringern, währenddessen legt Benni die Winde an. Vor dem Bus graben wir noch jede Menge Kies weg, damit er beim Rausziehen wieder geraden Stand bekommt.
Wir fixieren das Lenkrad, damit der Bus nicht in die falsche Richtung lenkt und hebeln dann ganz vorsichtig an der Winde. Elke bewegt sich und Stück für Stück kommt sie wieder in die gewünschte Position. Nach etwa 3 Stunden, während denen der arme Benni teilweise bis zur Hüfte im Gletscherwasser steht, haben wir Elke endlich aus der Situation befreit und stehen wieder auf der Kiesinsel mitten im Fluß.
Wir sind völlig fertig und wollen heute kein Stück mehr fahren. Nur noch duschen, essen und dann schlafen. Während wir das Bergematerial wegräumen, kommt ein Mongole auf seinem Pferd angeritten. Etwa 500m neben dem Fluß stehen drei Gers, von welchen er uns wohl beobachtet hat. Er schaut sich den Bus ganz genau an und zeigt uns dann, dass wir nur das Allrad zuschalten müssen, dann kommen wir über den Fluß. Das wir so etwas nicht haben, will er nicht so ganz verstehen und vergewissert sich lieber selbst nochmal.
Wir machen ihm klar, dass wir hier stehen bleiben und erst mal übernachten werden. Also reitet er wieder davon. Wenig später kommen nochmal eine junge Frau und ein Mädchen vorbei, die Ältere kann ein wenig Englisch und erklärt uns, dass wir nochmal eine Durchfahrt versuchen sollen, wenn wir stecken bleiben zieht uns jemand von ihrer Familie raus. Nochmal erklären wir, dass wir erst mal hier schlafen und es dann morgen früh probieren werden.
Kaum haben wir am Morgen gefrühstückt, kommt auch schon ein Pickup angefahren und der Monogle vom Vortag, die junge Frau, das Mädchen, der Fahrer und ein kleiner Junge steigen aus. Also probieren wir die Flußdurchfahrt und schaffen alle drei Flüsse ohne Hilfe zu durchqueren. Auf der anderen Seite wollen wir uns mit Keksen für die Hilfe bedanken, sofort werden wir in eines der Gers geschoben und gebeten Platz zu nehmen. Kaum haben wir uns versehen, hält jeder von uns eine riesige Schüssel Ayrak (vergorene Stutenmilch) in den Händen. Vorsichtig nippen wir daran. Bäh, das Zeug schmeckt noch widerlicher als wir es uns vorgestellt haben. Aber wir wollen nicht unhöflich sein und trinken mutig weiter. In der Mitte des Gers steht ein Ofen mit einem großen Kessel, Verena fragt nach, was denn darin gemacht werde. Die junge Frau erklärt, dass darin momentan Vodka aus Yakmilch destilliert wird und kurz darauf hält Benni ein großes, warmes Glas davon in den Händen.
Das es früh morgens ist und wir noch Autofahren müssen, gilt nicht als Ausrede und so muss zu der alkoholhaltigen Stutenmilch auch noch der Vodka vernichtet werden.
Uns ist mittlerweile schon ziemlich schlecht und nachdem wir noch ein kleines Stück selbstgemachten Käse, der die Konsistenz und den Geschmack einer Schuhsohle besitzt probieren müssen, werden wir in die nächste Jurte eskortiert.
Auch dort können wir uns nicht wehren und bekommen noch jeweils eine Schale gesalzenen Milchtee serviert. Bevor wir aufbrechen, darf Verena noch eine Runde auf einem mongolischen Pferd reiten, dann geht es weiter.
Das ganze Familien auf solch einem beengten Raum, mit so wenig leben, beeindruckt uns. Die Gastfreundschaft der Menschen, die ja selbst nicht viel haben, ist bewegend.
Wir verabschieden uns. Ein kurzes Stück weiter, kommt wieder ein Fluß, diesmal noch tiefer als der Letzte. Während wir nach einer geeigneten Überfahrt suchen, kommt uns eine Mountainbikegruppe entgegen. Sie kommen aus Ayvanheer und auf unsere Frage nach dem weiteren Weg erfahren wir, dass noch zwei weitere und weit anspruchsvollere Flüsse folgen, in denen auch schon ihr Begleitfahrzeug, ein UAZ (ein total cooler, russischer Allradbus) stecken geblieben ist. Wenn das ein UAZ nicht schafft, schaffen wir das auch nicht. Da sind wir uns sicher. Wir beschließen den Weg zurück zu fahren und dann die bessere, längere Route nach Ayvanheer zu nehmen. Also drehen wir um, bleiben natürlich wieder im Fluß stecken, werden aber gleich von dem Pickup raus gezogen und fahren die beschwerliche Strecke zurück.
Nach diesem trotz aller Strapazen wunderschönen Ausflug erreichen wir pünktlich Ayvanheer und treffen die zwei andereren Fahrzeuge. Am morgen startet unser neues Abenteuer. Wir wollen über Bayangol, Bayandalay, die Sanddünen Khongoryn Els und Yolin Am nach Dalanzagad fahren.
Da die Strecke durch die Gobi sehr anspruchsvoll und wenig befahren ist, ist es sicherer diese in einer Grupper zu befahren.
Je weiter wir in den Süden fahren, desto sandiger wird der Untergrund. Die Strecke zu den Flaming Cliffs führt uns über kilometerlange Wellblechpisten. Das Gerüttel im ganzen Auto geht uns mächtig auf die Nerven und ist nicht gerade materialschonend. Aber dann erreichen wir das Plateau auf den Klippen und genießen den wunderbaren Ausblick auf die vom Regen ausgewaschenen Gesteinsformationen.
Weiter führt uns der Weg über Bulgan, nach Bayandalay. Wir überqueren Berge, schroffe Felsen ragen aus dem Boden, aber wir werden mal wieder mit einer atemberaubenden Natur belohnt.
Dann geht es wieder hinunter in das Tal und auch hier werden die Pisten nicht besser, aber in einiger Entfernung sehen wir schon die Sanddünen. Da wollen wir hin.
Immer wieder machen wir auf unserer Strecke Halt an Ovoo´s. Auf diesen schamanistischen Steinhaufen, in dessen Mitte meist ein Pfahl steckt, legt der Reisende einen Stein ab und läuft drei Runden im Uhrzeigersinn um die Stätte herum.
Oft wird ein (meist blaues) Tuch an den Pfahl gebunden und Opfergaben, wie Geld, Süßigkeiten, Milch oder Vodka auf den Haufen gelegt. Dies soll eine sichere Reise gewährleisten.
Unser nächstes Nachtlager schlagen wir in einem ausgetrockneten Flußbett, direkt vor den Sanddünen auf. Während sich Benni und Verena im Dünensurfen probieren, versucht Astrid eine Abfahrt mit der Luftmatraze von dem riesigen Sandhügel. Leider bremst der Sand zu stark.
Weiter geht es zur Oase Seruun Bulag, die am Fuße der Sanddünen Khongoryn Els liegt. Das saftige grün, vor den großen Dünen ist ein toller Anblick.
Dann wollen wir die Dünendurchfahrt wagen. Bevor wir uns auf den sandigen Weg machen, halten wir an und senken den Reifenluftdruck. Der Ovoo am Wegesrand wird ob des erwarteten, schweren Weges, gleich mehrfach bedacht (Stein aufgelegt, umrundet, Schal an Pfahl gebunden, mit Vodka bespritzt und Münze abgelegt).
Da kann ja dann nichts mehr schief und wir haben es dann tatsächlich auch alle, ohne stecken zu bleiben geschafft. Nach der etwa 1,5 km langen Durchfahrt wird der Luftdruck wieder erhöht und wir fahren weiter nach Sevrey.
Dort entscheiden wir uns den kürzeren Weg nach Bayandalay zu nehmen, obwohl uns zwei betrunkene Mongolen davon abraten.
Schnell stellen wir fest, dass der kürzeste nicht unbedingt der schnellste Weg ist. Wir fahren mitten in durch die mongolischen Berge, durch Flußbette, über Geröll, ständig ziehen sich tiefe Furchen durch die Landschaft, die überwunden werden müssen. Mehrfach setzen wir mit der vorderen Stoßstange auf.
Der Weg ist steil, holprig, teilweise sehr schräg. Oft kommt man nur sehr langsam voran, wir müssen oft aussteigen und vorsichtig fahren. Für wenige Kilometer brauchen wir einen halben Tag. Die Gegend ist menschenleer. Niemand kommt uns auf den Wegen entgegen, keine Jurte ist weit und breit zu sehen.
Dennoch werden wir für die Strapazen der Fahrt, mit wunderschöner Landschaft belohnt.
Nach unzähligen Kuppen, hinter denen wir immer wieder ein Ende der Berge erhoffen, ist es dann irgendwann endlich soweit und wir können diese durch ein ausgetrocknetes Flußbett hinter uns lassen.
Nach einer Nacht kurz hinter Bayandalay, wollen wir die Geierschlucht in richtung Dalanzagad durchfahren. Auf dem Weg dorthin geht es durch einen schmalen Felsspalt.
Wir passen gut durch, für Suri 2 reicht es gerade so, aber für Loki ist kein durchkommen.
Der Steyr ist einfach zu groß. So trennen sich unsere Wege erst mal. Astrid und Sven nehmen die Umfahrung und wir fahren mit Ruth und Walter durch die Dugany Am. Etwas später treffen wir dann wieder auf Sven und Astrid und fahren gemeinsam weiter.
Wir fahren weiter, einen engen, sehr schrägen Weg aus der Schlucht hinaus, dann kommt eine extrem steile Kurve, ein UAZ kommt uns entgegen. Beim Rückwärtsfahren kommt er in der Steilkurve zum rutschen und landet an der Seite im Graben.
Wir überlegen, das ist uns zu riskant. Wenn eines der Fahrzeuge in dieser Schräglage zum rutschen kommt und kippt, haben wir ein riesen Problem. Wir drehen um, fahren ein Stück weiter durch die Schlucht und dann ist auch hier Ende. Wieder ein sehr steiler, schräger Anstieg. Was dahinter kommt ist ungewiss. Also drehen wir um und fahren das ganze Stück bis durch die Engstelle zurück.
Nun müssen wir einen viel längeren Weg nach Dalanzagad nehmen. Suri 2 und wir fahren den auf dem Navi dick markierten, etwas längeren Weg und Sven und Astrid probieren den dünner markierten, kürzeren Weg aus. Schlussendlich waren sie zwei Stunden früher dort als wir.
Nach einer Übernachtung kurz hinter Dalanzagad fahren wir weiter über Mandalgovi, Zuunmod, Choir an die chinesische Grenze. Die 1200 km schaffen wir in zwei Tagen und wir sind glücklich, nach den Strapazen der letzten Tage endlich mal wieder Asphaltstraßen unter den Rädern zu haben.
Wie unsere Begleiter die gemeinsame Fahrt durch die Gobi erlebt haben könnt ihr hier nachlesen: Suri 2 mit Walter und Ruth, sowie Loki mit Astrid und Sven
Im letzten Ort vor der Grenze finden wir außerhalb in der Steppe einen Platz wo wir uns mit dem Rest der Chinatruppe treffen und noch einige Arbeiten am Bus verrichten können. Der viele Sand hat Elke ordentlich zu schaffen gemacht. Das Öl läuft beim Ölwechsel sehr zähflüssig aus der Öffnung, Luftfilter und Vorfilter sind extrem voll mit Sand, das komplette Auto ist von innen wie von aussen total verstaubt, so ist erst mal Großputz angesagt.
Alle Schrauben müssen nach dem Gerüttel der letzten Wochen nachgezogen werden.
Das Endrohr, sowie Auspuffhalter ist gerissen und müssen geschweißt werden.
Die Hupe funktioniert nicht mehr richtig und das Abblendlicht geht auch nicht mehr an. So sind wir dann erst einmal noch zwei Tage damit beschäftigt, Elke wieder auf Vordermann zu bringen, bevor es dann gemeinsam weiter geht durch China.