In Chengdu angekommen, lotst uns Tony auf den sehr zentral gelegenen Parkplatz.
Wegen der vielen Brücken in Chengdu ist es nicht einfach den richtigen Weg zu finden, unsere Fahrzeuge sind teilweise einfach zu hoch. Aber schließlich kommen wir nach einem langen Fahrtag auf dem nicht ganz so schönen Parkplatz an. Sofort sind wir wieder von vielen Chinesen umringt die Fotos machen wollen.
Wir parken unsere Autos dann aber so, dass wir einen Innenhof haben und sind so ein bißchen abgeschottet von den vielen Beobachtern. So lässt es sich die nächsten 3 Tage aushalten.
Am nächsten Tag geht es zur Panda-Aufzuchtstation. Benni befürchtet, dass es sich um einen Zoo handelt und das es mehr um Geld, als um das Wohl der Tiere geht. Tony meint jedoch, dass es ein gutes Projekt sei, in dem Pandas aufgezogen und nach etwa vier Jahren in die Wildnis entlassenen werden, um den Bestand der paarungsfaulen Tiere zu schützen.
Verena bleibt im Bus, da sie erkältet ist und sich lieber ein wenig ausruhen möchte. Also geht Benni mit dem Rest der Gruppe. Nach einer wilden Taxifahrt quer durch Chengdu, mit verkehrtrum durch Einbahnstraßen fahren, ist das Ziel erreicht.
Der Touristen-Andrang ist hoch! Trotz der Schilder mit der Bitte um Ruhe, wird von den Besuchern keine Rücksicht genommen und das Personal interressiert sich recht wenig dafür. Auch das Blitzlichtverbot bei den ganz kleinen Babypandas, die noch im Brutkasten liegen, wird oft nicht eingehalten, was die sehr empfindlichen Augen der Kleinen schädigen kann. Die Befürchtung die Benni zuvor hatte, hat sich also leider doch bestätigt. Da wir so etwas eigentlich nicht unterstützen möchten, hätte auch Benni sich den Besuch erspart, wenn wir das vorher gewusst hätten. Trotzdem sind die schwarz-weißen Pelzträger natürlich nett anzusehen.
Am nächsten Tag geht es Verena wieder besser und wir erkunden die Stadt.
Nach einem nicht ganz so tollen veganen Buffet und der Feststellung, dass Chengdu gar nicht mal so eine schöne Stadt ist (die ausgefallenen Kleidungsstile der Passanten sind um einiges interessanter anzusehen) machen wir uns auf in den Volkspark zum traditionellen Teetrinken. Im Park ist ein reges Treiben, eine Modenschau ist zu beobachten, eine Tanzveranstaltung, mehrere Sänger singen in den schrägsten Tönen und versuchen sich gegenseitig zu übertönen. Auffälig ist, dass die meisten Akteure schon älter sind. Ob es sich hier um die Nachmittagsbeschäftigung des Rentnervereins handelt? Naja, es ist auf jeden Fall lustig anzusehen, auch wenn uns von der lauten Musik ein wenig die Ohren schmerzen.
Auf dem Weg zum Teehaus, entdecken wir mehrere Souveniershops die lebende Schildkröten in kleinen Plastikanhängern als Spielzeug oder Schlüsselanhänger verkaufen. Die armen Tiere haben ein qualvolles Leben, bis sie in ihrem engen Gefängnis verenden. Traurig!
Wir erreichen das Teehaus und sogleich bieten uns einige traditionelle Ohrenputzer ihre Dienste an. Wir verzichten aber auf deren Angebote und begnügen uns mit dem Trinken eines Tees.
Wir möchten gerne einen traditionellen, chinesischen Markt besuchen und lesen im Reiseführer, dass es einen dried indentigrieds market geben soll. Also nehmen wir uns mit Astrid und Sven ein Taxi und mit Hilfe eines englisch sprechenden Passanten, der dem Taxifahrer sagt wo es hingehen soll, startet unsere Fahrt. Irgendwann hält der Fahrer und deutet uns, dass wir am Ziel angekommen seien. Leider ist hier aber kein Markt, sondern nur der Busbahnhof der Stadt. Dank einer weiteren hilfsbereiten Passantin finden wir den richtigen Bus zur international Trading City. Der nicht mehr ganz TÜV-taugliche Bus bringt uns heil ans Ziel und wir finden dann auch, nach einigem Irren durch große Gebäude, die richtige Halle.
Allerdings werden hier nicht, wie erwartet getrocknete Gewürze und Kräuter verkauft, sondern getrocknete Ware für die chinesische Medizin.
Massenweise getrocknete Raupenpilze (ein Gramm davon kostet mehr, als die gleiche Menge Gold), Geweihe, getrocknete Seepferdchen, getrocknete Schlangen, Igelstacheln, Schildkrötenpanzer, getrocknete Skorpione, Ameisen und andere Insekten, diverse Wurzeln und Pilze.Wirklich kurios, was die Chinesen alles als Medizin ansehen.
Direkt hinter unserem Parkplatz ist ein schönes Viertel mit Bars und Kunsthandwerkern, welches besonders Abends zum Schlendern und Verweilen einlädt.
Wir wollen noch gemeinsam ein regionales Bier in einer der Bars zu uns nehmen, als wir aber von den unverschämt hohen Preisen erfahren (etwa 12,50 Euro pro Liter Bier), beschließen wir dann doch lieber, das Bier im Laden (etwa 1 Euro pro Liter) zu kaufen und vor unseren Fahrzeugen zu trinken.
Dann sind die Tage in Chengdu auch schon gezählt, die anderen vier kommen von ihrer Kreuzfahrt zurück und wir fahren weiter. In der Nacht hat Benni Schüttlefrost und bekommt Fieber, so geht es ihm auch am nächsten Tag nicht gut und wir verzichten auf die Besichtigung des großen Buddhas in Leshan, auch weil das Wetter sehr diesig ist und man vermutlich sowieso nicht viel sieht.
Wir übernachten in der schönen, alten Stadt Shangli und fahren dann weiter Richtung Kunming.
Benni geht es zum Glück wieder besser und das Fieber ist weg.
Wir fahren über die Autobahn, es geht bergauf, plötzlich gibt es einen Knall und der Motor geht aus. Das ist kein gutes Zeichen.
Wir rollen auf den Seitenstreifen und stellen fest, dass der Keilriemen fehlt. Aber das kann noch nicht alles sein. Der Motor lässt sich nicht durchdrehen. Also beschließen wir erst einmal zur nächsten Ausfahrt auf einen Parkplatz abzuschleppen. Schnell wird Elke angebunden und rollt hinter Loki her.
Auf dem Parkplatz angekommen baut Benni, mit der tatkräftigen Unterstützung von Christian, erstmal den halben Motor auseinander. Es stellt sich heraus, das sich der Keilrippenriemen, Rippe für Rippe abgeschält hat und sich irgendwie zwischen den Zahnriemen und das Kurbelwellenrad gearbeitet hat.
Dadurch ist der Zahnriemen übergesprungen und hat den Motor blockiert! Benni befürchtet Schlimmstes. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir nun einen heftigen Motorschaden haben. Was sollen wir dann tun? Das Auto muss irgendwie aus China raus und dann? Bus stehen lassen? Irgendwie zum nächsten Hafen bringen und nach Hause verschiffen? Wir malen uns die schlimmsten Geschichten aus. Das der Keilriemen eine leichte Beschädigung hatte, hat Benni bereits einen Tag zuvor festgestellt. In der Mongolei muss wohl ein Steinchen zwischen Riemenscheibe und Riemen gekommen sein und diesen beschädigt haben. Die Beschädigung sah aber nicht weiter schlimm aus und wie es nun dazu kam, dass sich der Riemen abgeschält hat, kann sich keiner erklären. Benni entfernt die Fremdkörper aus den Zahnrädern und baut alles wieder zusammen. Ohne Keilriemen starten wir den Motor testweise. Verena dreht den Zündschlüssel um und ….brumm. Elke springt ohne Probleme an, hört sich an wie immer und raucht auch nicht auffällig. Wir sind so erleichtert!
Während Benni den Rest zusammen baut, fährt Verena mit Ruth, Walter und Tony in die Stadt, um einen neuen Keilriemen aufzutreiben. Leider haben die Werkstätten die richtige Größe nicht auf Lager und wir müssen bis zum nächsten Tag auf die Lieferung aus Kunming warten. Mit zwei Stunden Verspätung trifft der Bus aus Kunming am nächsten Mittag ein. Der Riemen ist schnell eingebaut und die Fahrt geht weiter. Glücklicherweise stellen wir auch nach einigen hundert Kilometern keinen erhöhten Ölverbrauch oder andere Auffälligkeiten fest, die auf einen Motorschaden hinweisen.
Da hatten wir mal wieder Glück im Unglück…
Wir fahren weiter und erreichen spät abends den Parkplatz des Steinwaldes bei Kunming. Die Besichtigung am nächsten morgen sparen wir uns. 25 Euro Eintritt pro Person sind uns zu viel.
Weiter geht es zu den Reisterrassen in Yuanyang. Der Rundkurs um die unzähligen terrassenförmig angelegten Felder, gibt den Blick auf eine wunderschöne Landschaft frei, Reisfelder soweit das Auge reicht.
Die Felder sind Unesco-Weltkulturerbe, es ist gerade Erntezeit, viele Felder sind gelb und wir können die Reisbauern in ihrer traditionellen Kleidung bei der Ernte beobachten.
Wir parken auf einem der Parkplätze und werden Nachts von der Polizei geweckt. Hier dürfen wir nicht stehen, wir müssen mit auf einen bewachten Parkplatz. Astrid und Sven haben sie zuvor auch noch eingesammelt. Also parken wir um und zahlen die 4 Euro Parkgebühr um dann weiter schlafen zu dürfen.
Am nächsten Morgen geht es weiter. Unterwegs sind immer wieder Militärposten, die laotische Grenze ist nah und wir werden öfter kontrolliert. Unsere Pässe und die Permission für die Durchfahrt werden überprüft und dann wollen sie Tony´s Papiere.
Sie unterstellen ihm er sei ein Terrorist, nur weil er aus einer Region kommt in der es momentan kriselt. Wir müssen lange warten, bis die Soldaten die Mitteilung bekommen, ob es sich bei dem Verdächtigen nun um einen Terroristen handelt oder nicht. Während wir warten, kommt ein Mann auf dem Motorrad angefahren, er hat mehrere Kisten dabei. Die Soldaten fordern ihn auf, diese zu öffnen. Plötzlich springt ein Soldat schreiend zurück. In einer Kiste transportiert der Mann 15 Giftschlangen, die er von der Schlangenfarm geholt hat. Die Schlangen an sich stellen aber nicht das Problem dar, weshalb der Mann nicht weiterfahren darf. Lediglich die falsche Angabe der Stückzahl der Tiere hindert ihn am weiterkommen. Er hat nämlich nur 12, anstatt der tatsächlichen 15 Stück auf der Quittung stehen. Wir fragen uns, was der Mann mit den 15 giftigen Schlangen will. Tony liefert die Antwort. Er habe starken Husten und das Essen der Schlangennieren soll dagegen helfen. Irgendwann kommt dann der Anruf, Tony ist doch kein Terrorist und wir dürfen durch die wunderschöne Landschaft Südchinas weiterfahren.
Innerhalb der nächsten zwei Tage fahren wir weiter zur laotischen Grenze. Der Grenzübertritt verläuft problemlos und recht schnell. Wir sind nun wieder frei und dürfen uns so fortbewegen wie wir wollen.
Wobei wir sagen müssen, dass Tony ein sehr angenehmer Guide war und alle Wünsche so gut es ging berücksichtigt hat. Auch mit unseren Mitreisenden hatten wir großes Glück. Alle waren sehr nett und rücksichtsvoll. So blieben Reibereien und Ärger untereinander aus. Trotzdem war die tägliche, stundenlange Fahrerei, gepaart mit den vielen Sehenswürdigkeiten sehr anstrengend und wir sind froh, nach Laos auszureisen und das Ganze wieder entspannter angehen lassen zu können.
Dennoch ist China ein wunderschönes Land, dass sehr viel zu bieten hat. Auch wenn wir manchmal von den vielen, einen fotografierenden Menschen genervt waren, waren diese doch sehr freundlich und herzlich. Wir haben uns immer willkommen gefühlt.